Dienstag, 27. November 2018

Empfehlung: Wechsel zum Original

Nicht lernfähig - das muss man Sascha Ott und dem gesamten konservativen Kreis der MV-CDU zuschreiben. In Bayern hat die CDU dermaßen einen auf die Mütze gekriegt, weil sie mit Söder und Seehorst AfD-Thesen hinterhergelaufen ist. Möchte die MV-CDU vom Junior-Partner der Koalition in die Abteilung "Sonstige" der Hochrechnungen und Prognosen wechseln? Wie sonst soll ich das haltlose und realitätsferne Gekeife eines Sascha Ott verstehen?
Der Vorsitzende des Kreises, Sascha Ott, bezeichnet das Abkommen ebenso wie die gesamte Willkommenskultur der vergangenen drei Jahre als weltfremd. „Schon heute erleben wir die Folgen einer nahezu grenzenlosen Migration nach Europa: unsere Rechtsordnung wird gebrochen, unser Wertesystem missachtet und unser Sozialsystem ausgebeutet“, sagt Ott.
Arme CDU!

Auch Seehofer ist doch mit seiner Rechtsbruch-Behauptung schon auf die Nase gefallen. Ott legt sich freiwillig daneben!

Der größte Missachter unseres Wertesystems ist der Keifer selbst: Er zerstört durch sein an den Haaren herbeigezogenes Gezetere erst die Debattenkultur, dann das politische System, und dann die Republik.

Kennt eigentlich Sascha Ott irgendjemandem, dem ein geflüchteter Mensch auch nur einen Euro Transferleisteungen weggenommen hat, oder blubbert er, wie immer, nachgeäfftes Zeug?


Montag, 26. November 2018

Unselige Verquickung von "Journalismus" und Wirtschaft

Seit mehr als einem Monat, seit dem Erscheinen Mitte Oktober, liegt dem Angestellten der OZ, Eckhard Oberdörfer, abgekürzt eob, eine kleine Broschüre zum Namensstreit an der Greifswalder Universität aus dem Steinbecker Verlag vor. Rezension oder auch nur Anzeige in der Greifswalder Lokalzeitung? Fehlanzeige! Vermutlich passt eine unaufgeregte wissenschaftliche Publikation dem "Journalisten" eob nicht ins Konzept, oder - schlimmer noch: siehe unten.

Heute bekamen wir in der OZ mit einem Artikel von mehr als einer halben Seite präsentiert über ein Buch, das es noch nicht einmal das Verzeichnis lieferbarer Bücher geschafft hat, oder von dem Pflichtexenplare in Leipzig und Frankfurt abgeliefert worden wären, geschweige denn in der "Vorpommerschen Landesbibliothek", der Bibliothek der Universität Greifswald (War das dem Verlag zu viel finanzieller Aufwand? Kennt sich der Verlag in den buchhändlerischen Gepflogenheiten nicht aus? Einfach nur einen Stapel Bücher bei Hugendubel abzuliefern, zeugt nicht gerade von allzu viel verlegerischen Kenntnissen.). Im Gegensatz zur Nicht-Rezension und Nicht-Anzeige (siehe oben) widmet eob diesem Buch aus dem Sardellus-Verlag mehr als eine halbe Seite in der Zeitung! (Übrigens nicht zum ersten Mal.) Ob der Verlag für die Werbung bezahlt hat? Die Sardellus Verlagsgesellschaft steht zwar mit Straße und Telefonnummer im Internet. Eigentümer_in und Betreiber_in des Verlages werden dort allerdings verschwiegen; einen Internet-Auftritt gibt es nicht. Im "Börsenverein des deutschen Buchhandels" ist er auch nicht zu finden.

Für wen schaltet eob also eine halbseitige Anzeige in der Greifswalder Lokalzeitung?


Die Herausgeber des Buches werden sich übrigens bedanken für diese Art von Werbung - die Hälfte des Artikels besteht aus dem Gejammere darüber, dass fähige, aber leider etwas zu systemnahe Mitarbeitende der (damals noch) Ernst-Moritz-Arndt-Universität durch arbeitslose West-Akademiker (die vermutlich im Westen wegen Unfähigkeit nichts geworden wären) ersetzt wurden, wie z. B. der Herausgeber, der mittlerweile emeritierte, 1994 an die Universität berufene Historiker Professor Karl-Heinz Spieß. Persönliche Betroffenheit des Artikel-Verfassers?

Ein leises Bedauern ist zu spüren, wenn der Mitarbeiter der OZ schreibt:
Die Universitätsparteileitung der SPD wurde entmachtet, an die Stelle der FDJ-Hochschulgruppenleitung trat der Allgemeine Studierendenausschuss. 
(Leider ist der Artikel online nicht verfügbar. Der die Werbekampagne für den Sardellus Verlag unterstützen möchte, kann sich ein gedrucktes Exemplar der Zeitung kaufen.)

Unverständnis äußert der Artikel-Verfasser über die Verdrängung der fähigen Mitarbeitenden aus Vorwende-Zeiten:
Aber für viele Wissenschaftler aus der DDR bedeutete die Wende auch das Ende ihrer Hochschulkarriere, viele wurden arbeitslos. Etwa 700 Mitarbeiter aus DDR-Zeiten, die die fachliche und politische Überprüfung überstanden hatten, bekamen in der nunmehr mecklenburg-vorpommerschen Hochschule keine Perspektive.
Wenn sie doch die Überprüfung überstanden haben, darf man sie doch für ein bißchen Mittun am DDR-Staat doch nicht gleich entlassen! (Übrigens wäre dann die Qualität der Lokalberichterstattung auch wesentlich besser.)

Es war damals auch nicht alles schlimm, sondern sogar eigentlich ganz prima:
Hecker [der, laut eob, Greifswald nie verlassen hat] erkennt aber an, dass nicht nur die von der Sonne der Erinnerung überstrahlte Studienzeit für viele Unimitarbeiter auch eine schöne Zeit war. Seine Erinnerungen lassen den ein Jahrzehnt andauernden Streit um den Namenspatron nicht aus und reichen bis zur Trennung von Arndt 2018.
Offensichtlich haben erst die West-Versager für die Ablegung des Namenspatronats gesorgt...

Dass die Altertumswissenschaften als Experiment der Vereinigung von Sprache, Geschichte und Archäologie gegründet wurden, erwähnt der Artikel-Autor, nicht aber, dass das Institut aus Spargründen wieder abgeschafft wurde. Vermutlich konnten sich die West-Dummies noch nicht einmal gegen Schwerin wehren!

Aber auch die systemnahen fähigen, aber leider gekündigten Mitarbeitenden der Universität waren offenbar nicht widerstandsfähig genug:
Der größte Personalwechsel fand indes an der Philosophischen Fakultät statt. Von den 103 Professoren und Dozenten im Jahre 1989 wurden nur 17 in die neue Struktur übergeleitet. Womöglich wären es mehr gewesen, wenn weitere Kollegen, zum Beispiel zwei Historiker, gegen unrechtmäßig zustande gekommene Urteile der Ehrenkommission geklagt hätten.
Betrifft das mit den Historikern vielleicht auch den 1994 berufenen Mitherausgeber des Buches? Ich hoffe, dass eine(r) von den diffamierten West-Versager_innen etwas mehr Courage besitzt als seine Ex-Kolleg_innen und gegen die Verleumdungen in diesem Artikel vorgeht!

Kommen wir zum Mitherausgeber:
Karl-Heinz Spieß, der 1994 nach Greifswald kam und damit eine interessante Außenperspektive bietet [nach über 20 Jahren Professur bietet man, laut eob, noch immer eine "Außenperspektive" - Zugezogener bleibt halt immer Zugezogener!], lässt drei der Hochschullehrer zu Wort kommen, die auf unterschiedliche Weise betroffen waren. Darunter ist der außerordentliche Professor für Polonistik, dem gekündigt wurde, weil die zunächst vorhandene Professur für dieses Fach gestrichen wurde. Aus seiner Sicht sollten DDR-Eliten durch – oft arbeitsuchende – westdeutsche Akademiker ersetzt werden. Spieß erinnert dazu daran, dass „viele Hochschullehrer in Lehre und Forschung ideologisch ausgerichtet gewesen (waren) und in erster Linie deshalb entlassen (wurden) und nicht, um arbeitslosen Akademikern im Westen Stellen zu verschaffen. Außerdem waren viele Institute personell aufgebläht.“ 
So ganz genau weiß ich nicht, wie eob den Mitherausgeber einschätzt...

Und was kann man sonst so von dem Buch erwarten? Keine Ahnung.

(Michael Hecker, Karl-Ulrich Meyn, Karl- Heinz Spieß: Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Zeiten der Wende. Zeitzeugen erinnern sich. Mit Bildern von Peter Binder, ISBN 978-3-9813402-8-0, 19,90 Euro)

Montag, 19. November 2018

Die ersten sieben Seiten

Am Wochenende scheint bundesweit bzw. international nicht viel losgewesen zu sein - zumindest nichts, was in der Zeitung stehen müsste. Es gab viel Platz für Anderes - die roten Rahmen zeigen es.

Seite 3

Seite 5

Seite 6

Seite 7
Drei von sieben Seiten Werbung. Nein, nicht nur auf drei von sieben - drei komplette Seiten ohne redaktionelle Beiträge, nur Werbung!

Mittwoch, 14. November 2018

"Abfärben" ist in diesem Falle ein Euphemismus

In diesem Land verschiebt sich die Sprache. Jetzt macht auch noch der Ministerpräsident von Baden-Württemberg mit. Ausgerechnet ein Grüner! Winfried Kretschmann benutzt neuerdings Begriffe, die zu denken geben. Für den Umgang mit problematischen jungen Männern hat er die Bezeichnung "Tunichtgute" eingeführt. Damit meint Kretschmann nicht nur verurteilte Kriminelle, sondern auch Schwarzfahrer und Unruhestifter. [...] Auch von "konzentrieren" spricht Kretschmann inzwischen.[...] "Tunichtgute" hin oder her - in einem Interview mit "Mannheimer Morgen" und "Heilbronner Stimme" sprach Kretschmann dann von "jungen Männerhorden"
heißt es in einem Kommentar des SWR.

Wilhelm von Humboldt sagte über die Sprachen der Völker: „Ihre Sprache ist ihr Geist und ihr Geist ihre Sprache, man kann sich beide nie identisch genug denken.“

Zu welchem "Volk" gehört Kretschmann?

Einsicht in die Stasi-Unterlagen


Halbierte Demokratie

Vorsicht beim Lesen! Dieser Artikel geht weit über das Niveau einer aufgeblähten Schlagzeile hinaus! Aber die ungewohnte Anstrengung lohnt sich...
Die Demokratie, noch vor nicht allzu langer Zeit als optimale oder gar alternativlose Form des politischen Zusammenlebens angesehen, wird heute in vielen Kommentaren als sterbend oder zumindest im finalen Überlebenskampf beschrieben. Auch etwas weniger dramatische Diagnosen sehen die Demokratie weltweit in einer schweren Krise. Worin aber besteht die?
In meinen Augen ist die derzeitige Krise eine der Halbierung der Demokratie. Sie zerfällt in zwei Hälften, die in sich problematisch sind und kein Ganzes mehr ergeben. Die heutige Krise ist fundamental, weil uns damit der Begriff der Demokratie selbst verloren zu gehen droht.

Freitag, 9. November 2018

Bremen und die Bienen

Im Kampf gegen das Insektensterben: Bremen verbannt Pestizide

  • Bürgerschaft stimmt für Aus von Pestiziden auf öffentlichen Flächen
  • So soll das Insektensterben eingedämmt werden
  • Bauern sollen Beratungen zu Alternativen von Pestiziden bekommen
Honigbiene auf einer Wabe
Vor allem Bienen sind durch den Einsatz von Pestiziden bedroht. Bild: Imago | Science Photo Library
Auf Bremens öffentlichen Grünflächen sollen künftig keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr eingesetzt werden. Das hat die Bremische Bürgerschaft mit den Stimmen der rot-grünen Koalition, der Fraktion die Linke und der CDU beschlossen. Rot-Grün hatte den Antrag eingebracht und will damit das Insektensterben vermindern.
Außerdem sollen Landwirte im Land Bremen über Alternativen zum Einsatz von Pestiziden beraten werden, damit sie auf diese Gifte künftig verzichten. Nach dem Willen von Rot-Grün und der Fraktion der Linken soll sich die Landesregierung zudem auf Bundesebene dafür einsetzen, dass chemische Pflanzenschutzmittel in ganz Deutschland verboten werden.

Vor allem Bienen sind durch den Einsatz von Pestiziden bedroht. Bild: Imago | Science Photo Library

... und Greifswald ist mal wieder Nachreiter ...

Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer Erster geschützter Radweg in Berlin eingeweiht

Eine 3,50 Meter breite Spur, die durch dicke Plastikpoller vom Autoverkehr getrennt ist: Auf der Holzmarktstraße in Berlin-Mitte können Radfahrer nun einen besonders geschützten Radweg nutzen. Laut Verkehrssenatorin Günther ist Berlin damit Vorreiter

liest man hier.



Selten so klare Worte gehört

Im Interview mit dem Deutschlandfunk spricht Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am WZB (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) mir aus dem Herzen. Er muss nicht säuselnd irgendwelche wählenden Autofahrer_innen irgendwie mitnehmen, er muss keine Rücksichten auf Industrie-Lobbyisten nehmen, weder aus der Auto- noch aus der Straßenbauindustrie. Er kann hemmungslos sagen, was das Wort Mobilitätswende tatsächlich bedeutet. Das ist natürlich in keiner Weise politisch umsetzbar, dafür ist besagte Industrielobby noch immer zu einflussreich, wie man an der Diesel-Diskussion sehen kann. Aber es tut gut, so etwas zu hören - und es stärkt den Willen, den Kampf gegen die Nieten in Nadelstreifen der rückständigen deutschen Industrie aufzunehmen.

Für die, die lieber lesen als hören, hier ein wenig Futter:

Abschied vom Auto

Das private Auto war für die Deutschen seit Jahrzehnten Sehnsuchtsobjekt und Statussymbol zugleich. In der Mobilität der Zukunft, flexibel und vernetzt, wird das Auto nur noch ein Vehikel unter vielen sein. Ein neues Buch von vier WZB-Forschern untersucht die Verkehrswende und ihre Folgen für das Auto. Am Montag, 19. November, wird das Buch im WZB vorgestellt. Wolfgang Schroeder, WZB-Fellow in der Abteilung Demokratie und Demokratisierung und Professor an der Universität Kassel, wird die neue Studie bei der Buchvorstellung präsentieren und mit den Autoren diskutieren.
„Im Verkehr gibt es nichts, was nicht politisch ist“: So heißt es im neuen Buch der WZB-Forscherin und -Forscher Weert Canzler, Andreas Knie, Lisa Ruhrort und Christian Scherf, die den mit der Energie- und Verkehrswende einhergehenden Paradigmenwechsel erforschen. Die Digitalisierung der Gesellschaft stellt neue Forderungen auch an die Mobilität. Nutzen statt Besitzen: Das alte Privatauto, das ständig im Stau stecken bleibt und immer mehr finanzielle und fossile Ressourcen in Anspruch nimmt, muss sich in ein kollektives Gut verwandeln, das flexibel mit anderen Verkehrsmitteln kombinierbar ist. Doch bleibt das Thema ein hoch emotionales, gerade im „Automobilland Deutschland“.
Für ihre Zukunftsprognose verbinden die Autoren praktische und emotionale Komponenten. Sie hinterfragen außerdem den Rechtsrahmen, der immer noch den exklusiven Autobesitz privilegiert. Wie kann die Wende in Gang kommen?

 

Erloschene Liebe? .  
Das Auto in der Verkehrswende. Soziologische Deutungen. Mitarbeit: Canzler, Weert; Knie, Andreas; Ruhrort, Lisa .   X-texte zu Kultur und Gesellschaft  2018. 174 S.  m. zahlr. Abb. ISBN 978-3-8376-4568-2  - transcript - 19.99 EUR   

Mittwoch, 7. November 2018

Und immer wieder: Glyphosat

Nachdem sich die Stadt Greifswald mit windelweichen Formulierungen aus der Affaire gezogen hat mit der Konsequenz, dass nichts geschieht, aber "Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben", wird es durch die Auseinandersetzung auf Bundesebene deutlich, wo Greifswald mit seinem OB steht: Man kann sich für den Umweltschutz oder die Bequemlichkeit entscheiden. Man kann rechtzeitig das absehbar Kommende zur Routine machen oder warten, bis die Karre gegen die Wand fährt und dan n jammern. Greifswald hat sich in Allem für das Letztere entschieden.
Das Bundesumweltministerium hat einen Plan für den schrittweisen Ausstieg aus dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat vorgelegt. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) legte entsprechende Pläne vor [...] und wies darauf hin, dass Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat die biologische Vielfalt gefährdeten..
Spätestens 2022 wird auf EU-Ebene ein Glyphosatverbot kommen. Bundeslandwirtschaftsministerium und die Stadt Greifswald machen die Augen davor zu und stecken zusätzlich den Kopf in den (glyphosatgetränkten) Sand.
Bundesumweltministerin Schulze hat angekündigt, den Ausstieg aus der Glyphosat-Nutzung zu forcieren. Dazu werde man alle rechtlichen Möglichkeiten ergreifen, sagte die SPD-Politikerin in Berlin. Ein Komplettverbot sei wegen der EU-Zulassung zwar derzeit nicht möglich. Neben Auflagen bei der Neu-Zulassung und Einschränkungen bei der Anwendung solle aber so bald wie möglich ein Enddatum festgeschrieben werden. Schulze räumte ein, es gebe zu diesem Konzept noch keine abgestimmte Linie mit dem Landwirtschaftsministerium. Der Koalitionsvertrag gebe aber den schrittweisen Ausstieg vor

Auseinandersetzungen mit dem Landwirtschaftsministerium und gestrigen Kommunen sind damit programmiert. 


Dienstag, 6. November 2018

Finanzpolitik in einfacher Sprache


Revolution!


Bildrechte: Promedia Verlag
Freitag, 9. November | 20:00 - 22:00
Soziokulturelles Zentrum St. Spiritus | Lange Straße 49, Greifswald

Revolution? Weg der Transformation?

Wie sehen die Versuche aus, den Kapitalismus oder die Megamaschine zu überwinden

Weltweit breitet sich zunehmend Chaos aus: Der Klimawandel wird zur Realität, der Graben zwischen Arm und Reich vertieft sich, Staaten zerfallen oder stehen vor dem Bankrott, während die UNO die größten Fluchtbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg registriert. Diese Krisen bringen die traditionellen politischen Systeme, die keine angemessenen Antworten darauf finden, in Bedrängnis und führen zu weltanschaulichen Verwerfungen. Der Glaube an den Fortschritt weicht zusehends Skepsis, Angst und Unsicherheit, religiös-fundamentalistische und politisch rechte Strömungen erhalten Auftrieb. Scheidler zeigt, wie die kapitalistische „Megamaschine“ nach 5000 Jahren Expansion in eine ihrer tiefsten Krisen geraten ist. Wir bewegen uns in eine chaotische Übergangsphase hinein. Wie kann eine Transformation gelingen, die uns vor Schlimmerem bewahrt.
Referent_in: Fabian Scheidler

Veranstalter

Attac Greifswald
Telefon:
01795176098
E-Mail:
info@attac-greifswald.de/
Website:
http://attac-greifswald.de/
attac-Greifswald
Die Attac-Ortsgruppe holt bundesweite Debatten aus dem Themenkreis „Wirtschaft, Gerechtigkeit und Alternativen“ nach Greifswald. Die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus sind für uns keine Naturgesetze, deshalb überlegen wir, wie wir dies öffentlich machen können und wie sich diese aufheben lassen.

Montag, 5. November 2018

Zeitsprung

In einem Artikel in der heutigen OZ schreibt eob, der Hochleistungsjournalist der Greifswalder Lokalredaktion, über den Campingplatz, der mal auf, mal zu mal wieder auf hat. Offenbar hat er jetzt auf und will sich sogar vergrößern aufgrund des Ansturms von schweizer, schwedischen und niederländischen Campenden.

Zwischendurch konnte sich der Hochleistungsjournalist nicht enthalten, folgenden Satz einzuschieben:
Dagegen wurden im Juli nur 29 Übernachtungen von Tschechen gezählt, die zu DDR-Zeiten eine ganz wichtige Urlaubergruppe an der Ostsee waren.
Könnte dem Herrn mal jemand mitteilen, dass

1. die DDR-Zeiten mittlerweile fast (je nach Zählung) 30 Jahre vorbei sind,
2. Becker zu dieser Zeit noch keinen Campingplatz betrieben hat,
3. das von eob gemeinte Land zu DDR-Zeiten Tschechoslowakische Republik (ČSR) hieß,
4. "die Tschechen" jetzt auch anderswo ans Meer fahren können, da sich die Reisemöglichkeiten geändert haben,

bitte? Und mir müsste mal jemand erklären, was mir diese Information über das Nachlassen der Tschechendichte auf Greifswalder Campingplätzen nach dreißigjähriger Unterbrechung bringen soll...

Samstag, 3. November 2018

Aufruf von 'Greifswald für alle' zum 10.11.2018

Zusammen gegen Hass und rechte Hetze auf Greifswalds Straßen


Aufruf zu vielfältigen Protesten gegen die AfD-Demo am 10.11.2018

Für den 10. November 2018 planen die AfD und deren Sympathisanten in Greifswald eine Kundgebung und Demonstration unter dem Titel „Nein zum globalen Migrationspakt“. Beginn soll um 16 Uhr am Nexö-Platz sein.
Wir rufen alle auf, denen Solidarität und Nächstenliebe mit den Schwachen, den Benachteiligten, den Geflüchteten wichtig sind; alle, die miteinander friedlich und ohne rassistische Hetze, Verleumdungen und Bedrohungen leben möchten.

Zeigt, dass der Tag, an dessen Morgen vor 80 Jahren der Schrecken der Reichspogromnacht sichtbar wurde, erst recht kein Tag für die Verbreitung von altem und neuem Hass gegen Menschen ist. Wir rufen auf zum vielfältigen, friedlichen Protest gegen die AfD-Veranstaltung in unserer Stadt. Zeigen wir, dass Greifswalds Straßen nicht dem Hass und der Hetze gehören. Lasst uns Rostock mit einem breiten Bündnis aus allen Teilen der Gesellschaft und einer Vielzahl von Gegendemonstranten als gutes Vorbild nehmen.

Während der AfD-Demo sind eine zentrale Kundgebung auf dem Markt und mehrere Mahnwachen angemeldet (ab 16:00 Uhr). Nähere Informationen hierzu folgen. Alle, die für ein weltoffenes und solidarisches Greifswald einstehen, sind aufgerufen, sich zu beteiligen.

Bündnis ‚Greifswald für alle‘
DGB Vorpommern
Theater Vorpommern
Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis
Evangelische Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
Christine Deutscher, Flüchtlingsbeauftragte (Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis)
Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
Evangelische Christus-Kirchengemeinde Greifswald
Imam-Jonas Dogesch, Sprecher des Sprecherrates der MIGRANET MV
DIE LINKE. Greifswald
Linksjugend ['sds] Greifswald
Linksjugend ['solid] M-V
Bürgerschaftsfraktion Bündnis'90/Die Grünen - Forum 17.4
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Vorpommern-Greifswald
SPD Greifswald
Jusos MV
Alternative Liste Vorpommern-Greifswald
Greifswald hilft e.V.
Seebrücke-MV
Pro-Bleiberecht MV e.V.
GrIStuF e.V.
Aktionsbündnis 8.Mai Demmin
Rostock nazifrei
Lüneburger Netzwerk gegen Rechts
Anne Wolf (Greifswald)
Dr. Ulrich Rose (Greifswald)
Gregor Kochhan (Greifswald)
Ernst-Ludwig Iskenius, Arzt (Rostock)
Felix Willer (Greifswald)
Dr. Mignon Schwenke (Greifswald, 2. Vizepräsidentin des Landtages M-V)
Marion Heinrich (Greifswald, Stellv. Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. in Greifswald)
Nadine Voigt (Greifswald)
Wilhelm Vagt (Rostock)

Donnerstag, 1. November 2018

War Requiem im Greifswalder Dom: Erschütternd. Und unvergesslich.

Ein Gastbeitrag von Anne Wolf, geschrieben Sonntagabend


Vor einer knappen Stunde habe ich heute Abend den Dom verlassen. Auf dem Heimweg: Regen. Kein anderes Wetter hätte ich haben wollen. Auf dem Heimweg: Kein einziges Wort. Was kann ich sagen, nach Benjamin Brittens Musik und Wilfred Owens Gedichten?

War Requiem: Dem Titel kann man zwei Bedeutungen zusprechen. Zum einen: Eine Totenmesse für die im Krieg Gefallenen. Zum anderen: Eine Totenmesse für den Krieg selbst.

Hätten Brittens Musik und Owens Worte doch nur diese Wirkung gehabt! Und mögen sie diese Wirkung – wenn auch mit erheblichem zeitlichem Abstand – heute entfalten.

Owen schrieb seine Gedichte im Schützengraben, und er starb im Alter von 25 Jahren im November 1918, eine Woche vor der Unterzeichnung des Waffenstillstands, der den Ersten Weltkrieg beendete.

Benjamin Brittens Werk erklang zum ersten Mal am 30. Mai 1962 anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale von Coventry in England, die 22 Jahre zuvor im Zweiten Weltkrieg durch die deutsche Luftwaffe bombardiert worden war.

Heute Abend füllte das War Requiem den Greifswalder Dom. Bis zur letzten Minute strömten die Menschen ins Innere des Kirchenraumes. Fünf Chöre (ein deutscher, drei polnische, ein litauischer), zwei Orchester (aus Deutschland und Polen)  und drei Solisten (aus Deutschland, Polen und England) waren an der Aufführung beteiligt. Ich will nicht die weiteren Nationalitäten zählen, die in den Klangkörpern anwesend waren. Weder Britten noch Owen glaubten daran, dass Nationalitäten die Menschen trennen, geschweige denn zu Gegnern oder Feinden machen sollten: Insofern hat der Geburtsort aller Beteiligten keine Bedeutung. Aber die Tatsache, dass Brittens War Requiem heute in Greifswald und demnächst in Stettin, Klaipéda und Berlin zu Gehör kommen darf, gemeinsam erarbeitet von Menschen, die an verschiedenen Orten und in verschiedenen Kulturen und Sprachen leben: Das ist ein Zeichen. Sie alle wissen, dass Brittens Musik und Owens Worte jenseits aller Zeiten und Orte gelten. Dass wir die Erinnerung brauchen, damit wir die Herausforderungen der Gegenwart verstehen und ihnen begegnen können.

Selten habe ich ein so überzeugendes Konzert gehört. Denn den Schmerz über die Mechanismen des Krieges vertraten alle, die am musikalischen Gelingen dieses Abends beteiligt waren, in sehr persönlicher Weise, weit hinaus über die gewohnte musikalische Professionalität. Was da mitschwang, das war viel mehr. Uns Zuhörern blieb kein Rückzugsraum vor dem geradezu heiligen Ernst, vor dem Zorn, vor dem unbedingten Wunsch nach Frieden und Erlösung in Musik und Worten. Ich wollte auch keinen Rückzugsraum haben; und, ja: Ich habe geweint. Das war kein Abend für glatte Fassaden, für intellektuelle Abgrenzung oder kühle Distanz. Nein: Dieses war ein Konzert, bei dem ich – in Gedanken und mit den Empfindungen ganz bei Britttens Musik, bei Owens' Gedichten und dem lateinischen Text für eine Totenmesse – all die Bilder der Gegenwart vor mir sah, Bilder, in denen Menschen sterben, bedroht und getötet von Waffen, die weder im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg schon zum Einsatz kamen; und letztlich: getötet von jenem gewaltigen Mangel an Einfühlungsvermögen und jenem ungeheuren Übermaß an Stolz, das wir als Menschheit immer noch nicht überwunden haben.

Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingen möge, größer zu sein als unsere niedrigsten Instinkte. Und darum bin ich dankbar für die Erschütterung des heutigen Abends.