Dienstag, 26. November 2019

Zu den Treckern auf der Straße

Das Problem der landwirtschaftlich Tätigen ist auch das Problem der Forstwirtschaftler_innen. Eine falsche Agrarpolitik, eine EU-Flächenförderung, ein Verständnis von Natur als Rohstoff oder Ware ist das Problem, das Bäuerinnen und Bauern auf die Straße treiben sollte unter Mitnahme der Försterinnen und Förster. Ziel der Wut sollte nicht die Forderung nach mehr Rücksicht auf die Natur sein, sondern die Ausbeutung unserer Umwelt, die zu niedrigen Michlpreisen, Absatzproblemen bei Getreide, Fischfangobergrenzen und Waldschäden führt.

Nicht die ökologische Landwirtschaft ist das Problem, das "in den Ruin treibt", sondern die Unmäßigkeit allein an Profit ausgerichteten Umgangs mit der Natur. Kultur heißt nicht, wie es in der Bibel steht, Unterwerfung, sondern Anpassung - und das ist immer ein wechselseitiger Prozess.

Lesenswert ist auf der heutigen MV-Leitartikel-Seite der Gastkommentar dreier alter weißer Männer, die einer blond bezopften jungen Frau in nichts nachstehen:
Wer meint, mit industrieller Holzernte, mit Auflichten des Kronendaches, mit Kahlschlägen und Entfernen sogenannten Schadholzes, mit Bodenverdichtung und Pflanzung von Roteichen und Douglasien klimastabile Wälder zu bauen, ist auf dem Holzweg und führt in eine Sackgasse.
Die derzeit vorherrschende Waldbehandlung und ein Weiter so wie bisher fügt den Wäldern weiter massive Schäden zu und verhindert die Entwicklung klimastabiler Wälder. Sie bewirkt das Gegenteil von dem, was sie vorgibt zu wollen.

Montag, 18. November 2019

Die falschen Freunde des Proletariats

Eine Hälfte der AfD- und Populistenbegeisterung kann man mit diesem Buch, das natürlich ohne Eribons "Rückkehr nach Reims" nicht möglich gesesen wäre, erklären. Fehlt noch der gutsituierte AfD-Wähler mit Frau, zwei Kindern, Eigenheim und wohlgefüllter Doppelgarage.
Gäbe es nicht diese weit verbreiteten (Selbst-)Bilder vom "einfachen Volk", würde die Rhetorik der Populisten kaum funktionieren. Die schwingen sich bekanntlich zu dessen "eigentlicher" Vertretung auf. Parteien, die bei Wahlen oft nur 12, 18 oder 24 Prozent der STimmen erhalten, können sich also als "die Stimme des Volkes" bezeichnen, das icht gehört wird. Obwohl also objektiv allenfalls eine Stimme einer Minderheit, wird diese Minderheit als etwas verstanden, was das Ganze repräsentiert, und umgekehrt kann jemand, der eigentlich die Zustimmung der Mehrheit hinter sich hat, im Extremfall als "Feind des Volkes" hingestellt werden. Das wäre eine völlig irrsinnige rhetorische Operation, gäbe es nicht die unausgesprochene Vorstellung, dass ein bestimmter Teil der Bevölkerung das "Volk" ist - und alle anderen eben nicht. (S. 12)
Der Verwundbare schätzt nicht den Wandel, sondern STabilität und Gemeinschaft. Für die oberen Schichten bedeutet Wandel, dass du dich weiterentwickelst oder ein Start-up gründest. Für die Arbeiterklasse heißt Wandel meist, dass du gefeuert wirst. (S. 84)
Robert Misik, Die falschen Freunde der einfachen Leute, Berlin: Suhrkamp 2019 (es 2741)


Freitag, 15. November 2019

Ist die Mega-Fabrik von Tesla wirklich ein Anlass zum Jubilieren?

In Brandenbug soll eine Mega-Teslafabrik entstehen, wird versprochen. Daher liegen, wie auch hier in Greifswald, alle Politikbetreibenden schon mal auf dem Rücken und zappeln mit den Beinen.

Aber kann es denn wirklich das Ziel sein, jedes Auto mit Verbrenmnungsmotor durch eines mit Batterie zu ersetzen? Und bei dieser Gelegenheit gleich das "unbequeme" Auto alten Herkommens gegen einen tonnenschweren eSUV (erst von Tesla, und dann ziehen alle anderen nach...) auszutauschen?

Nicht alle finden das toll:

Satiriker Jan Böhmermann warnt schon mal per Twitter: „do you know the meaning of the German words ‚Baugenehmigung‘ and ‚Naturschutzgebiet‘?“ [...] Für Wolfgang Lohbeck handelt es sich um eine „zwiespältige Angelegenheit“. Denn für den Diplomingenieur und Mobilitätsexperten, der seit Anfang der 1980er-Jahre für Greenpeace gearbeitet hat und nun in Rente ist, stehe Musk und sein Unternehmen Tesla für eine „falsche Richtung der Elektromobilität“. [...] Denn das Ziel der Elektromobilität müsse eigentlich sein, kleine, leichte und effiziente Autos auf die Straße zu bringen. Dies sei durch die technischen Begrenzungen sowie die bekannten durch die Herstellung der Batterien verbundenen Probleme wie Kinder- und Sklavenarbeit geboten. Doch Tesla stehe für das Gegenteil: „Autos, die drei Tonnen wiegen, die nahezu eine Tonne Batterie mit sich schleppen. Hier wird tatsächlich Elektromobilität in einer Weise pervertiert, die für die ganze Branche letztlich schädlich ist.“ Das Schlimme sei zudem, dass sich auch die deutsche Autoindustrie davon treiben lasse. [...] Auch das Argument, dass bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen würden, lässt Lohbeck nicht gelten. Eine bessere Investition wäre es, wenn durch diese Jobs sinnvolle Produkte herstellen würden – und keine kontraproduktiven, wie nun vorgesehen, so der Umweltexperte.

Samstag, 9. November 2019

Dienstag, 5. November 2019

Aus der Abwrackprämie nix gelernt

Neuer Erfolg für die millionenverdienenden Nieten in Nadelstreifen der deutschen Autoindustrie! Absatz überteuerter eAutos seit heute Nacht gesichert!

Wenn der Präsident des Autoverbandes VDA, Bernhard Mattes, von einem "guten Paket" spricht, sollte mensch sofort misstrauisch werden. "Der Verbraucher" soll nämlich, nach dem jüngsten Verkaufserfolg der Autoindustrie via Abwrackprämie, seinen neu erworbenen Verbrenner mit Betrugssoftware jetzt wieder verschrotten und ein Elektroauto kaufen, das sedit heute Nacht 6000 Euro mehr kostet als in der Zeit nach der ePrämie - Preise, auch die von Autos, fallen nämlich nicht vom Himmel, sondern werden von den Nieten in Nadelstreifen festgesetzt. Damit auch die nächste Zulage wieder stimmt...

Und überhaupt die Konzentration auf eAutos: Sie sind die tedchnisch und ökologisch schlechteste aller denkbaren Möglichkeiten, die Verbrenner zu ersetzen. Aber, und hier geht es wieder um die Autoindustrie: Sie sind jetzt und sofort und, vor allem, mit viel weniger geldfressenden Mitarbeitenden herzustellen. Man kann Lohnkosten sparen, weil man für die Produktion von eAutos viel weniger Mitarbeitende braucht. Wieder sparen die Nieten in Nadelstreifen auf Kosten der Arbeitnehmenden und zugunsten ihres eigenen Bankkontos.

Zum Thema eAutos:
Boliviens Regierung hat ein umstrittenes deutsch-bolivianisches Gemeinschaftsprojekt zum Abbau von Lithium gestoppt.
[...] Gegen das Joint Venture, an dem ein bolivianisches Staatsunternehmen und die baden-württembergische Firma ACI Systems beteiligt sind, hatte es seit Wochen Proteste gegeben. Die Bevölkerung fühlte sich von den Planungen zum Lithium-Abbau übergangen. Sie betreffen den Salzsee von Uyuní in der Region Potosí. Dort werden die größten Lithium-Vorkommen der Welt vermutet. Der Rohstoff wird unter anderem zur Produktion von Batterien für Elektroautos benötigt.

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