Montag, 30. September 2019

Über Arndt und die Franzosen

In der heutigen Ostsee-Zeitung (Printausgabe) war eine ganze Seite über den einerseits als Antisemiten und Franzosenfresser erkannten und andererseits für die Abschaffung der Leibeigenschaft und Einsatz für die Pressefreiheit verherrlichten Ernst Moritz Arndt zu finden.

Eine Überschrift lautete:


Holla, sollte es sich doch bestätigen, dass Arndt mit seinem Franzosenhass und seinem Wunsch, alle Franzosen ans Messer zu liefern, insofern recht gehabt hat, als die französischen Besatzer Arndts intensiven Einsatz für die Bauernbefreiung nicht nur be-, sondern sogar verhinderten?

Der Artikel listet dann auf:

- Gustav IV. Adolf von Schweden erhoffte sich durch die Bauernbefreiung keine liebenden und lebensfrohen Untertanen, sondern eine Erhöhung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und damit höhere Steuereinnahmen aus seiner Provinz. Zunächst erhöhte er schon einmal die jetzt zu leistenden Steuern um 50 %. Die Steuern "wurden übrigens nicht auf der Basis der beispielhaften schwedischen Landesaufnahme und damit einer genauen Vermessung erhoben. „Stattdessen gab es eine fiktive Hufensteuer.“"

- "Für die Schaffung dieser Bauernstellen sollte Land staatlicher Domänen genutzt werden. Die Gutsherren behielten ihr Land, aber es fielen die den Gutsherren zu leistenden Dienste weg, was für diese natürlich ein großes Problem war."

- "Nach 1815 gelang es der nunmehr zuständigen preußischen Regierung nicht, die preußische Reformgesetzgebung gegen den Widerstand der Stände einzuführen. In der neuen Provinz Neuvorpommern galt weiter eine [...] rigorose Gesindeordnung. Diese führte die schwedische Regierung 1810 ein. Sie zwang die nunmehr freien Bauern häufig auf die alten Höfe zurück. Zwar waren sie den Grundherren nunmehr keine Dienste mehr schuldig, aber zugleich fiel die Absicherung fort. So mussten Gutsherren ihre Leibeigenen im Alter versorgen, freie Leute aber nicht."

Soweit also zur Bauernbefreiung durch den revolutionären Arndt, die fortschrittlichen Schweden und die befreienden Preußen. 

Aber wie ist das nun mit den Franzosen, die der Titel des Artikels doch so deutlich hervorhebt, als scheiterte die Bauernbefreiung, ganz im Sinne des Franzosenhassers Arndt, eben an diesen Franzosen? Im Artikel unter dieser Überschrift steht dann dazu nur noch, dass der oben erwähnte schwedische Plan, mehr Steuern von den "freien" Bauern einzunehmen, scheiterte, "denn die Umsetzung in den kriegerischen Wirren jener Zeit erwies sich als sehr schwierig. Napoleon, dessen Truppen 1807 bis 1810 und 1812/13 Schwedisch-Pommern besetzten, verschenkte großzügig Land an seine Offiziere. Und 1809 wurde Gustav IV. Adolf gestürzt. Er hatte Finnland an Russland verloren."

Okay, ich verstehe: dass die von Arndt persönlich befreiten Baueren nicht 50 % mehr Steuern als vorher an die Schweden bezahlen mussten, verdanken sie den Franzosen, sagt der Artikel.

Vive la France! 



Gustav IV. Adolf
Gustav IV. Adolf




Freitag, 27. September 2019

Bloß keine heiligen Kühe melken!

Die taz schreibt:
Auch nach der von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) angekündigten Novellierung der Straßenverkehrsordnung wird das Halten oder Parken von AutofahrerInnen auf Radstreifen nur zögerlich [Kotz, Der Säzzer] bestraft. Das geht aus dem Entwurf für die entsprechende Verordnung hervor, den der Fachverband Fußverkehr FUSS geleakt hat. Die geplante Novellierung sei enttäuschend und wenig hilfreich, sagte Roland Stimpel von FUSS.
[...]
Künftig solle das Halten und Parken auf Radstreifen bis zu 100 Euro kosten, hatte Scheuer angekündigt. Nach dem geleakten Entwurf der Verordnung soll das Halten auf Schutzstreifen für RadfahrerInnen und in der zweiten Reihe sowie das Parken auf Geh- und Radwegen künftig nur 55 Euro kosten. [... Ne, iss' klar, weil:] Erst bei Bußen ab 60 Euro gibt es für das Vergehen automatisch einen Punkt in der Flensburger VerkehrssünderInnenkartei. „Nach sechsmal Falschparken wäre bei einem höheren Bußgeld der Führerschein weg“, sagte er. Doch diese entscheidende Abschreckung fehlt jetzt.
[...]
Nur wenn es zu einer Sachbeschädigung kommt, sollen 100 Euro fällig werden [...] „Wie kann ein Auto beim Parken eine Sachbeschädigung verursachen? Das war mal wieder mehr Show als Tat“, sagte er.
[...]
Als Schikane gegen FußgängerInnen wertet der Verband die neue Vorgabe „Fahrräder sind außerhalb von Seitenstreifen und Fahrbahnen abzustellen“ in der Straßenverkehrsordnung. Damit soll der knappe Parkraum für Autos frei werden. Angesichts des Booms von Lastenrädern, Rädern mit Kinderanhängern und Rikschas dürfte es auf den Gehwegen eng werden, kritisierte Stimpel. Manche Lastenräder sind länger als vier Meter.

Aber zunächst pushen wir mal solche zusätzlichen, blödsinnigen Spaßgeräte für den standesgemäßen Coffee-to-go-Verzehr wie Elektro-Tretroller. Welch eine Verkehrspolitik! Schickt niemand den kleinen Andy ins Bälleland?

 

Dienstag, 17. September 2019

Für eine nachhaltige Landwirtschaft!


Seit einigen Monaten ist nun das Bündnis Unser-Land-schafft-Wandel aktiv um sich für ökologische und soziale Pachtkriterien auf landwirtschaftlichen Flächen der Stadt Greifswald einzusetzen. Jetzt wir es ernst:
Am 4. November 2019 entscheidet die Bürgerschaft über die zukünftige Ausrichtung der Agrarpoltik. Wir fordern von der Bürgerschaft Greifswalds:
Ökologische und soziale Pachtkriterien bei jeder Landvergabe!
Die Bürgerschaft soll ökologische und soziale Kriterien einführen, die bei jeder Vergabe von Landwirtschaftsflächen angewendet werden. Alle auslaufenden Pachtverträge sollen öffentlich ausgeschrieben werden, damit alle Landwirtinnen und Landwirte eine Chance bekommen städtische Flächen zu bewirtschaften. Betriebe, die besondere ökologische und gesellschaftliche Leistungen erbringen, sollen bei der Verpachtung bevorzugt werden.
Bitte unterzeichnet die Petition unter:
Dort gibt es auch eine ausführliche Erklärung und weitere Infos.


Donnerstag, 5. September 2019

Man ist ja von Autofahrenden so einiges gewöhnt...

... aber das ist dann doch dreist:


... vor allem, wo gegenüber genauso ordnungwidrig geparkt werden kann, ohne den Fußweg zu blockieren!