Donnerstag, 27. Dezember 2018

Und täglich grüßt der Weihnachtsmann

Abgesehen davon, dass uns, wie in jedem Jahr, versichert wird, dass genug Salz gebunkert sei und viele Menschen im Frostfalle zum Ausbringen der weißen Berge zur Verfügung stünden; abgesehen davon, dass man in jedem Jahr aus dem "Katastrophenwinter" 78/79 zwei volle Zeitungsseiten schinden kann; abgesehen davon, dass in jedem Jahr der beste Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gesucht wird (inklusive eines Lageplans der Glühweinbuden auf Fisch- und großem Markt) und dass es Menschen gibt, die, verkleidet oder nicht, zu dieser Jahreszeit baden gehen (habe ich noch einen der nervigen Standards vergessen?),

macht unser lokaler Schweinepreisanzeiger, vor allem der Hochleistungsjournalist in der Greifswalder Lokalredaktion, weiter wie gewohnt.

Ein bißchen Stimmung machen von wegen "Frauen können nicht autofahren und Männer nicht zuhören" und was dergleichen Dummbolzereien mehr sind, auch darin erweist der Greifswalder Hochleistungsjournalist seine Hochleistung mit der Überschrift

bleibt uns aber im Artikel die dazugehörenden Zahlen schuldig - eob bramarbasiert von allem möglichen Statistikkram, aber Frauen und Männer kommen nicht vor. Also - wie musterhaft von der AfD vorgegeben: Erst mal dicke Backen machen, aber den Beleg schuldig bleiben.

Selbiges gilt auch für folgende Schlagzeile (viel Schaum, nix dahinter):

Der eigentliche Skandal steht, so en passant, im Artikel:
In einer Statistik des Sozialministeriums wurden im vergangenen Jahr neben 3850 Frauen 332 Männer erfasst [...].

Ich bitte um Vergebung, Euer Ehren - aber es sind immernoch mehr als zehn Mal so viele Frauen wie Männer, die Opfer häuslicher, oft sexualisierter Gewalt werden! Was soll diese Überschrift?

eob soll endlich sein Handwerk lernen:

heißt es vielversprechend durch den selbsternannten "Historiker" in der Greifswalder Lokalredaktion. Sabine Bock habe dieses "in einem Aufsatz in einem Sammelband über die Residenzen der Pommernherzöge" geschrieben. Danke für diese Andeutung, eob! Die allergeringste Anforderung an einen ernstzunehmenden Historiker ist die Quellenangabe, die ich hiermit für die durch die handwerklichen Fehler der OZ frustrierten Leser_innen ausführlich nachliefere:

Unbekannte Wege. Residenzen der Pommernherzöge und der verwandten Dynastien als Kunstzentren und Stationen künstlerischer Migration zwischen Reformation zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Herausgegeben von Rafał Makała, Schwerin: Thomas Helms Verlag 2018, ISBN: 978-3-944033-58-7, EUR 20,-

Cover

Hätte eob eigentlich selber sagen müssen.

Es wird nicht besser, die Hoffnung auf 2019 habe ich fahren lassen!

Freitag, 7. Dezember 2018

Und immer wieder: Schummelei beim Glyphosat

Gleich über mehrere Seiten hinweg hatte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei seiner Beurteilung von Glyphosat wortwörtlich aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben – ohne die Passagen entsprechend zu kennzeichnen. Als dies vor rund einem Jahr aufflog, war die öffentliche Empörung groß. 
Aktuelle Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) haben nun ergeben, dass dieses Vorgehen kein Einzelfall ist: Auch Behörden aus anderen EU-Mitgliedstaaten haben bei der Bewertung von Pestiziden seitenweise Texte aus den Zulassungsanträgen der Herstellerkonzerne übernommen. Besonders problematisch ist das, weil auch Passagen von der Industrie kopiert wurden, in denen die Gefahr von Pestiziden für die Gesundheit beurteilt wird. Ob die Behörden die Aussagen der Hersteller überhaupt nachgeprüft haben, ist völlig unklar. Die Rechercheergebnisse des BR stellen die Zuverlässigkeit des europäischen Zulassungssystems für Pestizide einmal mehr infrage
schreibt das Umweltinstitut in München

"Schummelsoftware" - diesen Euphemismus kann man jetzt von dem Verhältnis Bundesregierung und Autoindustrie auf große Teile der Beziehungen zwischen Verwaltung und Industrie übertragen...


Donnerstag, 6. Dezember 2018

eMobilität ist (bei unserem Strommix) auch nicht besser

Am besten: laufen, Rad fahren, Öffis...
Das heißt, eigentlich fangen die Probleme bei dem Betrug der Autohersteller an. Aus deren betrügerischen Werten wurden die Grenzwerte abgeleitet, die nun so hoch/niedrig sind, dass nur die allerneuesten Modelle künftig noch in Städte fahren dürfen.
Das ist an sich ja auch gut so. Ich unterstütze die Energiewende und den Klimaschutz. Ich fahre mit dem Rad zur Arbeit oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ja, ich habe damals den (gebrauchten) Diesel gekauft, obwohl ich zwar nicht so viel fahre, dass sich der Mehrpreis gelohnt hätte, aber ich dachte: Mach was für die Umwelt, unternimm was gegen den Klimawandel. Schließlich stößt der Diesel weniger als zwei Drittel des CO2 aus, die jeder halbwegs vergleichbare Benziner in die geschädigte Atmosphäre bläst
kommentiert heute Arnd Festerling in der FR. Eine Alternative bietet Berlins Verkehrssenatorin:
Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) schließt nicht aus, Autos weitgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Mit Blick auf derartige Pläne in Paris sagte Günther am Mittwoch im rbb-Inforadio, man werde sich ansehen,  welche Erfahrungen dort gemacht werden und wie der Verkehr umgeleitet werden kann. [...] "Es kann nicht sein, dass immer mehr Autos in die Stadt kommen, dann haben wir das Gegenteil von fließendem Verkehr, dann stehen alle im Stau. Das will ja auch keiner." Nötig seien intelligentere Lösungen. Die Mobilität der Zukunft müsse aber auch von den Menschen angenommen werden. [...] Laut Günther soll demnächst in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden, ob die Straße Unter den Linden vom privaten Autoverkehr freigehalten werden kann. Das Vorhaben steht im Koalitionsvertrag. Wenn es funktioniere, werde es umgesetzt, so die Senatorin.

Die FDP wähnt Berlin im selben Artikel gleich als Exklave des "diktatorischen China":

Die Berliner FDP hält nicht viel davon, Autos aus den Innenstädten zu verbannen. "Eine autofreie Stadt politisch vorzugeben, wie Frau Senatorin Günther es für möglich hält, lehnen wir ausdrücklich ab", erklärte der infrastrukturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Henner Schmidt. Berlin sollte sich nicht an Peking und seinen diktatorischen Vorgaben für den Verkehr orientieren.
So kommen wir voran.

Zusammenhänge

Könnte es bei den folgenden Meldungen gewisse Zusammenhänge geben, z. B. in Hinsicht auf die Verwendung von Glyphosat oder Neonicotinoiden?
Bei der Vorstellung des Jahresberichts zur biologischen Vielfalt hat Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) betont, dass die Artenvielfalt im Lande bedroht ist. Einen Schwerpunkt in dem Bericht bilden die stark gefährdeten Wiesen- und Küstenvogelarten, wie die Uferschnepfe und verschiedene Seeschwalbenarten. [...] Ein weiteres großes Thema ist das rasant fortschreitende Insektensterben. Um das einzudämmen, soll im kommenden Jahr das Projekt "Schleswig-Holstein blüht auf" wieder aufgelegt werden. Dabei wird an Kommunen und Landwirte kostenlos Saatgut verteilt, damit Bienen, Hummeln und Co. möglichst viele Rückzugsflächen bekommen
schreibt der NDR.
Es geht unter anderem um die Wiesen-Küchenschelle oder das Flammen-Adonisröschen: Laut Roter Liste ist fast ein Drittel der hiesigen Wildpflanzen in Gefahr. Es gibt aber auch Positives aus der Pflanzenwelt.
Mehr als 30 Prozent der Wildpflanzen in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren der neuen Roten Liste, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) vorgestellt hat

Nachtigall, ick hör dir poltern!

 

Nochmal: Verkehrswende


Verkehrswende