Ich kann es bald nicht mehr hören

Bei größeren Bauvorhaben, die in bereits lange besiedelten Bereichen stattfinden, braucht ein Haus nicht nur Wände und ein Dach, sondern mit Beginn der Bauarbeiten müssen auch die Archäolog_innen 'ran. Obwohl es den alten Grundsatz gibt, dass ein Bodendenkmal am besten im Boden untergebracht ist, denn jede Ausgrabung ist auch eine Zerstörung, müssen sie, gezwungen durch den Profit- und Neubautrieb der Gegenwart, die Vergangenheit dokumentieren. Natürlich kann man, wie in DDR-Zeiten, auch alles bedenkenlos "auskoffern" und auf die Bauschutt-Deponie fahren - aber will diese Zeiten wirklich jemand zurück haben?

Der Bauwirtschaft wäre komplette Deregulierung am liebsten. Beton, Steine, Dachziegel, ein paar Strippen, Fenster und Geröhre - fertig ist die Kiste. Auf dem Stand sind scheinbar auch immer noch Planer. Warum sonst würde immer von Verzögerungen gesprochen, wenn es um die Archäologie geht, nie aber, wenn der Beton trocknen muss?

Dasselbe betrifft das Stöhnen beispielsweise über geschlechtergerechte Sprache. Kaum ein Gesetzestext, kaum eine öffentliche Äußerung berücksichtigt die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung weiblichen Geschlechts ist. "Der Vorsitzende Karin Mustermann" fällt noch immer niemandem so richtig auf. Sprache wird hässlich und umständlich, heißt es immer, meistens von Männern. Auch hier gilt: Es reicht nicht, mehr oder weniger verständliche Wörter zu brabbeln - genauso, wie es Subjekt, Prädikat und Objekt gibt, gibt es mindestens ZWEI Geschlechter. Erst wenn man das im Nachhinein nachbasteln muss, gibt es Probleme.

Und nun dies:
Alles in allem wird es 750 Radstellplätze geben, davon 120 überdacht. In Richtung Ryck gibt es 24 Stellplätze. Der Innenhof des Campus ist autofrei. Eine so große Zahl von Radfahrern stellt auch die Verkehrsplaner vor Herausforderungen.
Welche Überraschung! Es gibt Radfahrende! Die brauchen Bügel, um ihr Rad abzustellen und anzuschließen! Wer hätte das gedacht? Die Planer haben es scheinbar wieder mal nicht berücksichtigt. Beton in den Boden, aufmauern, ein paar Strippen, Fenster und Geröhre, Dach drauf - zu mehr Planungsleistung sind Planer offenbar nicht in der Lage, zumindest ist alles, was darüber hinausgeht, schon eine "Herausforderung"! Verweigert den Leuten die Kohle, wenn sie bereits an solchen einfachen Dingen scheitern.

Mal so nebenbei gefragt: 750 Autoparkplätze in der Innenstadt wären keine „Herausforderung"?