Die Leiden des Axel H.

Schlaflose Nächte. Schweißausbrüche. Sprachstörungen. Nervöses Zucken, erst der Augenlieder, dann der Hände und Füße.

So ähnlich muss man sich die Tage und Nächte des Axel H. vorstellen. Früher lebte er eitel und in Freuden: Eine sichere Mehrheit sorgte dafür, dass, wenn er in der Bürgerschaft forderte, dass morgen besseres Wetter sein solle, eine überwiegende Mehrheit zusammen mit ihm den Arm hob.

Aber wie das so ist, wenn Blockflöten ihren Machtzenit lange überschritten haben: Mehrheiten können sich ändern. Und damit bekommt Axel H. Probleme. Plötzlich findet er Demokratie ganz schön besch...eiden. So lange es klappt mit seinen Mehrheiten: alles gut; generös lässt er der Minderheit ihr Existenzrecht, sie schadet ja nicht, sie dient sogar als demokratisches Feigenblatt.

Und jetzt bricht er in seiner Panik ein demokratisches Tabu nach dem anderen.

Unter Axels Führung hat die CDU verloren, verloren, verloren. Das wirkt sich jetzt langsam aus, und das treibt Axel H. den Schweiß auf die Stirn.

Deswegen ist seine erste Reaktion auf die Wahl der CDU-angehörigen, neuen Beigeordneten nicht Gratulation an die neue Senatorin, sondern: Häme. Man kann es in der heutigen OZ nachlesen: "Unmittelbar nach Wahl gratulierte Kerath der neuen Beigeordneten", von "konstruktiver Zusammenarbeit" spricht Jörn Kasbohm, von "nach vorne schauen" Alex Krüger von den Grünen.

Und er leidende Axel H.? Gratulation an die neue Senatorin? Nix da, außer Häme fällt ihm nichts ein:
Schadenfreude [...] bei der CDU, die sich im Vorfeld der Wahl keinerlei Chance auf Erfolg ausgemalt hatte. „Das linke Bündnis in der Bürgerschaft von Linke, Grünen und SPD bröckelt nicht nur, sondern hat einen herben Riss erfahren“, sagt der CDU-Fraktionschef Axel Hochschild. „Damit dürfte auch die hauchdünne Mehrheit des Linksbündnisses in der Bürgerschaft als Unterstützungsplattform des Oberbürgermeisters Geschichte sein“, so der CDU-Chef weiter. [...] „Ich denke, dass das im Vorfeld der Wahl erfolgte Verwirrspiel der CDU-Fraktion zur Kandidatin von Busse mit dazu beigetragen hat, dass sich das linke Bündnis in Sicherheit gewogen und nicht alle Fraktionsmitglieder auf Kurs gebracht hat“, sagt Hochschild. Damit meint er, dass er von Busse die Unterstützung im Wahlkampf versagt hatte und seine Leute sogar dazu aufgerufen haben soll, lieber den dritten Bewerber Gamal Khalil zu unterstützen.
Klar. Würde ich hinterher auch sagen, wenn das Ergebnis stimmt (vorausgesetzt, es wäre mir nicht zu peinlich). Aber das mit der "Schadenfreude" würde ich mir verkneifen, vor allem, da der restliche Abend nicht nach CDU-Geschmack verlief: alle ihre Anträge wurden mehrheitlich abgewiesen (jedenfalls die, für die sie keine GO-Tricks aus der Kiste zogen): Videoüberwachung, Campingplatz - mehr hatte die CDU sowieso nicht zu bieten.

Axel H. freut sich nicht über die Wahl der Senatorin, sondern nur über seinen knappen Sieg über das gefürchtete "Linksbündnis".

Schauen wir uns doch Axel H.s Leiden einmal genauer an:



Nachdenklich stimmt die Meinung von André Bleckmann:
Die CDU bejubelt eine Kandidatin, die die Mehrheit der eigenen Leute bis zuletzt zu verhindern versuchte. Die Wahl von Frau von Busse erfolgte auch gegen den Willen der CDU. Gewonnen hat Frau von Busse, verloren haben CDU und SPD.
In dem Artikel wird Kerath zitiert:
„Ich weiß noch nicht, ob ich weitermachen will“, sagt Kerath, der seit 2001 Mitglied der Bürgerschaft ist und seit 2008 Vorsitzender der Fraktion. Nun sei es für ihn an der Zeit, innezuhalten und nachzudenken. „Ich werde mich mit meinen politischen Freunden beraten“, sagt Kerath.
Und Axel H.? Keine Spur von Nachdenken! Vielleicht sollten ihn die aufgeweckteren Fraktionsmitglieder (ähm, gerade fällt mir keines ein) mal zur Seite nehmen und fragen, ob Axel H. die CDU in Greifswald bei der nächsten Wahl in die Einstelligkeit führen möchte.