Der alte weiße Nordkurier und seine Leser (ungegendert)

Manchmal fragte ich mich, warum die Kommentarspalten des Nordkuriers (NK) bei facebook von Wutbürgerausfällen nur so überquellen. Bei der Ostsee-Zeitung sieht es doch (zumindest ein wenig) besser aus. Nun, vielleicht liegt es ja an den Moderator*innen, könnte man meinen.

Das denke ich nicht mehr. Der Nordkurier bedient nämlich, manchmal unterschwellig, manchmal mehr als deutlich, genau das Klientel, das sich dann in den Kommentarspalten austoben darf. Zwei Beispiele aus jüngster Zeit verdeutlichen das. Ältere Beispiele finden sich hier und hier. Und das sind nur einige Beispiele von vielen.

Vor kurzem (am 15.08.2019) berichtete der NK über die Vorwürfe gegen Placido Domingo, der Frauen sexuell belästigt haben soll, und schaffte es, daraus "Schmuddelgerüchte" zu machen.

                                                           Titelseite des NK vom 15.08.2019

Im Innern hieß es dann noch, es gebe "Sex-Vorwürfe" gegen den Sänger. Mensch Nordkurier, die Vorwürfe sind, selbst wenn sie nicht bewiesen oder rechtskräftig festgestellt wurden, keine Gerüchte. Sie beinhalten strafrechtlich relevante Sachverhalte, die auch nichts mit "Schmuddel" zu tun haben. Es geht nicht um Sex, sondern um kriminelles Verhalten. Alte weiße Männer wissen aber, wie sie den NK zu verstehen haben und dürfen sich auf die Schenkel klopfen.

Heute hat der NK dann noch einmal eins drauf gesetzt.

                                          Screenshot Nordkurier-online vom 30.08.2019

Es geht um einen womöglich psychisch kranken Menschen und nicht um seine "Psycho-Akte". Im Übrigen, wie steht es um den Pressekodex, die Unschuldsvermutung und um die Rechte des Verdächtigen? Der "Usedom-Killer" ist für den NK bereits verurteilt, heißt es doch auch "zum 19-jährigen Mörder". Warum steht der Mann noch vor Gericht? Für den Nordkurier und seine Wutleser*innen ist doch eigentlich alles klar.

So bedient man die Leserschaft, die man möchte. Mal sehen, wie der Artikel auf facebook aufgenommen wird. Auf die meisten Kommentare dürfen wir uns sicherlich "freuen".