In den
vergangenen 30 Jahren war die Verkehrsplanung in Greifswald überwiegend an
Bedürfnissen des privaten Autoverkehrs ausgerichtet. Das entsprach und
entspricht jedoch nicht den Bedürfnissen der Menschen, die hier leben. Wir
wollen im Einklang mit den vorrangigen Zielen des Klimaschutzes und der
Sozialen Stadtentwicklung dem Fuß- und Radverkehr sowie den Öffentlichen
Verkehrsmitteln Vorrang einräumen.
1. Wir wollen, dass in Greifswald jedes Kind
seinen täglichen Schulweg ohne Begleitung von Erwachsenen sicher zu Fuß oder
mit dem Fahrrad zurücklegen kann. Das ist der beste Weg, um den Einsatz des
„Elterntaxis“ überflüssig zu machen. Der Verkehrsraum muss umgestaltet werden
und dabei die Verkehrssicherheit für alle Vorrang haben. Greifswald soll
künftig nach dem Vorbild schwedischer Städte vorgehen und sich so unter anderem
an dem Ziel „Null Verkehrstote“ ausrichten. Der Öffentliche Verkehr und die
Gestaltung des Verkehrsraums sollen ferner immer dem Grundsatz der
Barrierefreiheit folgen. Das gilt auch für zeitweilige Barrieren durch
Baustellen.
2. Die bislang nur in Parolen existente „Fahrradstadt
Greifswald“ wollen wir Wirklichkeit werden lassen. Auch dafür muss der
öffentliche Raum umgestaltet werden und außerdem der Vorrang des
Umweltverbundes im Haushalt sichtbar werden. Unter Berücksichtigung der
langjährigen Schieflage zu Gunsten des Autoverkehrs darf es daher vorerst keine
Ausgaben mehr geben, die nur diesem zu Gute kommen. In Greifswald soll ein Netz
schneller Achsen für den Radverkehr ohne unnötige Umwege entstehen. Dazu gehört
auch die Diagonalquerung der Europakreuzung.
3. Wir werden uns wie bisher für die Erarbeitung
eines Verkehrskonzeptes für die Innenstadt einsetzen. Trotz gravierender
Fehlentscheidungen in der Vergangenheit muss das Ziel bleiben, die Innenstadt
weitestgehend vom motorisierten Individualverkehr zu befreien. Für den
Lieferverkehr soll Greifswald ein Modell entwickeln, das die Verteilung von
Waren in verkehrsberuhigten Bereichen über den Einsatz von Lastenfahrrädern
sicherstellt.
4. Der öffentliche Raum in Greifswald muss
gerechter aufgeteilt werden. Insbesondere der Flächenverbrauch durch ruhenden
Autoverkehr muss dazu reduziert werden. Es besteht kein Anspruch, ein
Kraftfahrzeug kostenlos im öffentlichen Raum zu abzustellen. Stattdessen wollen
wir Parkgebühren, die den tatsächlichen Kosten des ruhenden Verkehrs
entsprechen, sowie eine Verringerung öffentlicher Parkplätze für den
motorisierten Verkehr.
5. Die Wiecker Brücke soll für den motorisierten
Verkehr, ausgenommen Rettungsdienste, vollständig gesperrt werden.
6. Die Anbindung Greifswalds an den überregionalen
Verkehr mit der Bahn ist unbefriedigend. Die Stadt soll sich daher beim Land
Mecklenburg-Vorpommern dafür einsetzen, dass zwischen Stralsund, Greifswald und
Berlin die Lücke zwischen den RE-Zügen künftig durch ebenfalls zweistündlich
verkehrende kombinierte IC/RE-Züge ergänzt wird, so wie das auf den Strecken
Bremen–Norddeich in Niedersachsen sowie Stuttgart–Singen in Baden-Württemberg
bereits praktiziert wird.
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