Rechtsabbiegende Wutbürger

Auf der Beimlerstraße gibt es zwischen Anklamer und Mehring-Straße keinen benutzungspflichtigen Radweg; außer den Autofahrenden wissen das alle auf dieser Welt. Zudem gibt es dort noch eine Baustelle, wie auch jedermann weiß, so dass alle Welt mit geradeaus fahrenden Radelnden rechnet - nur Autofahrende nicht.

Heute zum Beispiel hätte mich ein Rettungswagenfahrer beinahe in der typischen Rechtsabbiegesituation übergemangelt, wenn ich nicht deutlich auf mich aufmerksam gemacht hätte. Dabei hat er mich unmittelbar vorher überholt! Natürlich (vermutlich war er sich seines Fehlverhaltens bewusst) wurde er sofort laut und brüllte wutbürgerlich irgendwas von Fahrradweg. Dies ist aber normal, dieses Autofahrenden-Verhalten kennen wir alle und ertragen es gezwungenermaßen.

Nicht normal ist, dass so ein glänzend schwarzes Auto mit getönten Scheiben daneben extra anhielt und mir durch die extra heruntergelassene Beifahrerscheibe zurief (ich muss es leider so wörtlich sagen): "Verpiss dich auf den Radweg, du Arschloch!"

Noch immer haben die Blechritter offenbar nicht begriffen, dass die Straße nicht nur für Automobile gebaut ist - die StVO spricht wohlweislich von "Verkehrsteilnehmern" (noch ungegendert). Die Ausfälligkeit und der aggressiv-rabiate Ton gemahnen ein wenig an Chemnitz letzte Woche.

Es betrifft aber nicht nur Männer. An der Ausfahrt von Gleis 4 rechts in die Bahnhofstraße abbiegend, gewahrte ich beim Rückwärtsblick eine Lücke, die wirklich groß genug war, um mich gefahrlos links einzuordnen in Richtung Rubenowstraße. Während ich das tat, hörte ich einen in äußerster Beschleunigung aufheulenden Motor - ein Cabrio mit einer Frau am Steuer raste heran, die Frau hupte, was das Zeug hielt. Ob Vollgasgeben die richtige Reaktion ist angesichts einer Lücke zum Vorder"mann", in die sich gerade ein anderer Verkehrsteilnehmer (ich nämlich) einordnet, ist eigentlich keine Frage mehr.

Ja, ja, ja - natürlich gibt es auch nette Menschen unter den Autofahrenden und Idioten unter Radelnden.