Hatice Akyünim im Interview mit Melanie Reinsch, Frankfurter Rundschau:
Aber die Debatte schlägt auch um. Sie selbst haben einige Ihrer Tweets gelöscht, weil Sie unerträgliche Kommentare bekamen.
Ich kann mit Kritik ganz gut umgehen, aber strunzdumme Beleidigungen muss ich mir nicht antun. Ich hatte keine Lust, diesen Leuten auch noch ein Forum zu bieten, ihren Hass loszuwerden. Ich beteilige mich ja weiterhin an der Debatte.
Das verletzt Sie nicht?
Nein. Wenn ich mich beleidigt fühlte, würde ich mich geistig unter diese Menschen stellen. Beleidigungen sind die Argumente derer, die Unrecht haben. Zu jedem beleidigenden Tweet habe ich fünf aufmunternde bekommen. Ich weiß ja, dass Deutschland nicht rassistisch ist. Es gibt rassistische Menschen in diesem Land.
Haben Sie nicht das Gefühl, dass der Rechtsruck in Deutschland stärker wird?
Er ist nicht schlimmer, aber durch die sozialen Medien sichtbarer geworden. Wir müssen aber aufpassen, dass wir uns nicht treiben lassen – ob das jetzt die AfD ist oder die Trolle im Netz. Es ist der Mechanismus der Empörung, den diese Leute geschickt benutzen. Ähnlich wie es Trump und Erdogan tun – einen emotionalen Knopf drücken, um sein Gegenüber aus der Fassung zu bringen.