Gründe für die Kündigung des Abonnements V

So langsam ist die morgendliche Lektüre kein Spaß mehr. Bis jetzt habe ich in den vier Minuten, die ich für unseren lokalen Schweinepreisanzeiger brauche, viel lachen können.

Ich beginne mit einer Sammlung von Gründen, das Abonnement zu kündigen.


In der Samstagsausgabe berichtet die OZ vom seit der letzten Bürgerschaft geplanten Kunstwürfel auf dem Karl-Marx-Platz.

Darunter steht ein Kommentar, der keine Kündigungswünsche offen lässt.

Das Kunstwerk auf dem KMP ist lange schon in der Planung, die AG "Kunst im öffentlichen Raum" mit von der Bürgerschaft bestellten Mitgliedern hat als Jury getagt und ist zu keinem Ergebnis gekommen, alle eingereichten Vorschläge wurden zurückgewiesen. Jetzt gibt es einen neuen Vorschlag, der in der Bürgerschaft vorgestellt wurde, und, in mittlerweile bekannter Art und Weise, moniert die Society-Reporterin der Greifswalder Lokalredaktion das "undemokratische" des Bürgerschaftsbeschlusses.

Der Grund: Der Gründer des Konservativen Kreises in der CDU, Sascha Ott, betreibt seit Jahren einen hermetischen Zirkel, der sich "IG Westend" oder so ähnlich nennt. Einladungen sind nicht nachweisbar (selbst Anwohnende des Westends, namentlich bekannt, haben zwar eine Ahnung von der Existenz dieses Zirkels, werden aber zu keiner Sitzung eingeladen). Trotzdem beansprucht Ott, "die" Anwohnenden zu vertreten - wir kennen das mit dem geklauten "Wir sind das Volk!" der Pegida-Aufläufe.

Ott, der selbsternannte Vertreter "der" Anwohnenden, behauptet nun, dass diese Entscheidung zustande gekommen sei, ohne dass "die" Anwohnenden gefragt worden seien, und in diese Kerbe haut auch die Society-Reporterin.

Leider kann ich das nicht nachprüfen. Es gibt keine Einladungen des hermetischen Zirkels, in die man Einblick nehmen könnte, keine Tagesordnungen der Sitzungen, keine Protokolle.

Behaupten kann Ott viel, aber kann man ihm auch glauben? Jedenfalls ist es eine Anmaßung seinerseits, "die" Anwohnenden zu vertreten; er selbst hat während der vergangenen Bürgerschaftssitzung gesagt, dass er gerade einmal fünf Menschen vertrete (seiner Aussage nach treffen sich in dem hermetischen Zirkel sechs Menschen, ihn eingerechnet). Aber auch das weiß ich nicht definitiv; es gibt ja keine Unterlagen dieses hermetischen Zirkels, die irgendwo zu finden wären. Vielleicht spricht Ott ja auch mit sich selbst...

Und die Society-Reporterin der OZ nimmt diesen hybriden Anspruch auf und spricht in ihrem Kommentar davon, dass die Zurückweisung des Anspruchs von Ott, pegidalike "die" Anwohnenden zu vertreten, Ausdruck von "Hinterzimmerpolitik" sei, fordert "öffentliche Beteiligung" und unterstellt Milos Rodatos "Beleidigungen".

Was hätte Ott gesagt, was hätte die Society-Reporterin geschrieben, wenn es eine Entscheidung der AG "Kunst im öffentlichen Raum" gegeben hätte und ein Entwurf ausgewählt worden wäre? Ohne den Segen der "IG Westend" (oder so ähnlich), ohne die Zustimmung der von Ott vertretenen fünf Anwohnenden des Westends? Oder z. B. einer, der Ott nicht passt? Wäre das dann auch "Hinterzimmer" (immerhin hat die Jury nicht öffentlich getagt), wäre das auch "undemokratisch"?

Aber: Wir kennen das ja schon. Die "Eliten" machen Politik an "dem" Bürger vorbei, die "besorgten Bürger" verstehen die Politik nicht mehr, das "einfache Volk" soll über den Tisch gezogen werden.

Die Greifswalder OZ und ihre Society-Reporterin sollen mal aufpassen, dass sie nicht unter die Räder der "Systempresse" oder der "Lügenpresse" geraten. Denn auch das wird von den Menschen herausgepöbelt, dessen Gedankengut die Society-Reporterin in ihrem Kommentar transportiert.


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