Geht's noch? +update+ ++update++

Lange gab es Stillschweigen um das Thearter aus Schwerin um das Theater im Lande. Die Verhandlungen liefen, hieß es dünn von den Verhandlungs"partnern", nähere Aufklärung bekommt man auch in der Greifswalder Bürgerschaft nicht, eisernes Schweigen.

An anderer Stelle ploppt die verfehlte Theaterpolitik des Landes, gegen die sich außer Rostock niemand zu wehren traut, wieder hoch.

In der heutigen OZ steht ein verwirrender Artikel, den ich versuche wiederzugeben:

Offenbar ist in den Zuweisungen des Landes an Rostock ein Betrag für das Theater ausgewiesen (7 Millionen Euro), der die Sanierung des Theatergebäudes voran bringen soll (Städtebauförderung für die Planung und den ersten Bauabschnitt des Rostocker Theaterneubaus). Allerdings ist die Gesamtsumme der Zuweisung an Rostock nicht um 7 Millionen gestiegen, so dass an anderer Stelle weniger Geld fließt als erwartet, beantragt und benötigt.

Offenbar hat Rostock dieses Geld aus dem Fördertopf auch gar nicht selbst beantragt, sondern es ist durch Schwerin (Minister Glawe) so festgesetzt worden.

Rostock möchte das Geld für die Sanierung des Theaters, 25 Millionen Euro, nicht im Rahmen der Städtebauförderung, also zulasten des übrigen Städtebaus in Rostock, sondern als Sonderzuwendung nur zu diesem Zweck ausbezahlt bekommen. Dies weist Schwerin natürlich zurück, denn Rostock ist nicht willfährig gewesen, und das bestrafen die Schweriner Gutsherren (auch, wenn es sich um Frauen handelt) sofort.

Und jetzt kommt der Punkt, der für Greifswald bzw. das Theater Vorpommern wichtig ist. Gehorsam haben die GmbH und die Gesellschafter mit Zustimmung der Bürgerschaft dafür gesorgt, dass der berühmte 'Letter of Intent' (LoI) unterschrieben wird sowie die Zielvereinbarung mit dem Land. Trotz der Warnung, dass das Land kein verlässlicher Partner ist, sondern geneigt, die schwächlichen Gesellschafter und Bürgerschaften über den Tisch zu ziehen - das war der sportliche Ehrgeiz von Kultusminister Brodkorb, und Frau Hesse fällt nichts anderes ein, als diese Politik fortzusetzen (ob sie die dazu nötigen Qualitäten hat, wird man sehen). Auch der Ministerpräsident Sellering steht ja hinter der Zerstörung der Theaterlandschaft in Vorpommern, wie er deutlich gesagt hat.

Und  nun dies:
Henning Lipski, Pressesprecher im Bildungs- und Kulturministerium, sieht das ganz anders. In der Zielvereinbarung, mit der Landesregierung und Hansestadt Rostock im Mai 2015 die 25-Millionen-Beteiligung des Landes am Rostocker Theaterbau eng an die Bedingung einer Reform des Volkstheaters geknüpft hatte, heißt es nach seiner Angabe: „Auf diese Summe können Mittel aus der Städtebauförderung angerechnet werden.“ An dieser Stelle jedoch endet Lipskis Zitat, er verschweigt den wichtigen folgenden Satz des Dokuments: „Näheres vereinbaren die Hansestadt Rostock und das Land gesondert auf Grundlage des Gesamtfinanzierungsplanes.“ Doch statt dieser gesonderten Vereinbarungen habe es nur Glawes Überraschung gegeben, betont Eva-Maria Kröger. Das wertete Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling am Wochenende als „Verstoß gegen die abgeschlossene Zielvereinbarung. Das Geld steht für andere laufende Projekte, die dringend umgesetzt werden müssen, leider nicht zur Verfügung. Deshalb sind wir in Widerspruch gegangen.“ Wegen dieses Streits hält Finanzsenator Müller sogar ein Scheitern der bisherigen umstrittenen Reformvereinbarung zwischen Hansestadt und Land für möglich: „Damit wird der schwer errungene Kompromiss aus Schwerin infrage gestellt, was wir sehr bedauern.“ 
Ich würde mich freuen, wenn man in Greifswald, Stralsund, Neustrelitz und Neubrandenburg genauso konsequent wäre wie in Rostock. Denn die Landesregierung in Schwerin ist nur insofern ein berechenbarer Verhandlungspartner, als alle Maßnahmen ausschließlich zugunsten Schwerins laufen, zugunsten einer "schwarzen Null" im Haushalt und, immer, gegen die Interessen der Kommunen. Wann begreift Ihr das endlich? Es nutzen keine Letters, Briefe oder Zielvereinbarungen - Schwerin verhandelt mit Euch nicht auf Augenhöhe und verstößt, wenn es den gutsherrlichen Interessen nutzt, auch gegen Vereinbarungen! Was wollt Ihr in den Verhandlungen mit solch einem "Partner" erreichen?

Zwar schlägt das Imperium zurück:
„Die Stadt Rostock hat sich selbst entschieden, an dem Reformprozess des Landes nicht teilzunehmen, sondern in eigener Verantwortung ihr Theater zu betreiben“, argumentiert Lipski. Daraus könne sie nun nicht vermeintliche Nachteile für sich geltend machen.
Trotzdem würde sich bei einigem Mut seitens der Gesellschafter und der Bürgerschaften das ganze Vorhaben der Zerstörung der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern als das erweisen, was es eigentlich ist: ein zusammenfallendes Kartenhaus.

Aber Schwerin kann sich darauf verlassen: Zumindest in Greifswald gibt es keinerlei Widerstandspotential...

Danach kommt im Artikel noch ein wenig Aufrechnung: Das Schweriner Staatstheater, das keines ist, sondern auf Kosten der anderen Theater finanziert wird, sitzt den Gutsherren auf dem Schoß und wird gehätschelt und gepampert - und das ebenfalls auf Kosten der anderen Theater.
Mit dieser Argumentation ließen sich Fall die zwischen 2014 und 2016 durch das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin empfangenen zusätzlichen „Umstrukturierungshilfen“ von insgesamt 3,7 Millionen Euro begründen, kaum aber die zwischen 2010 und 2015 darüber hinaus nochmal zusätzlich in die Schweriner Bühne geflossenen 6,9 Millionen Euro, die als „Betriebskostenzuschuss“, „Laufende Maßnahmen“oder „Verlustausgleich zum laufenden Betrieb“ ausgewiesen sind. 
Auch die anderen Theater bekommen ihr Fett weg:
Zusätzliche Sonderzahlungen gingen – in viel geringerem Umfang – auch an andere Häuser, doch nie ans Volkstheater Rostock. So flossen nach Neubrandenburg/Neustrelitz 2011 und 2014-2016 zusammen 1,3 Millionen Euro, deklariert als „Liquiditätshilfe“ bzw. „Soforthilfe“. Für das Theater Vorpommern flossen 2014-2016 „Soforthilfen“ von zusammen knapp einer Million Euro.
Und was lernen wir daraus?

Die Theaterstruktur kann aus der von den Gutsherren ausgerufenen Krise nicht durch die sogenannte Theaterreform, die in Wirklichkeit die Zerstörung der Theaterstruktur im Lande ist, gerettet werden, auch nicht durch allenthalben notwendige "Sofort-", "Not-" und sonstige Hilfen aus Schwerin, die mit gutsherrlichem Gnadengestus verteilt werden, sondern nur durch eins:

Eine auskömmliche, bedarfsgerechte Finanzierung der Theater im Land!


Update:
Kultusministerin Birgit Hesse hält an der geplanten Theaterfusion im Ostteil des Landes zum 1. August kommenden Jahres fest. Das sagte die SPD-Politikerin am Montagabend im Kulturjournal von NDR 1 Radio MV. Im Mai werde es Gespräche mit den betroffenen kommunalen Vertretern geben, kündigte Birgit Hesse an. Zur neuen Spielzeit 2018/19 sollen dann die Standorte Stralsund, Greifswald, Neubrandenburg und Neustrelitz ein gemeinsamen Theater bilden.
Birgit Hesse:
"Ich habe vor kurzem Gespräche vor Ort mit allen geführt. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir die Punkte noch mal aufnehmen, über die wir im geschlossenen Raum dann tatsächlich auch mal mehrere Stunden verhandeln müssen. Das Ganze soll im Mai passieren und es ist richtig, dass wir gesagt haben, zum 1. Januar 2018 ist das so einfach nicht zu schaffen. Es war aber auch eine Bitte der Kommunen, nicht auf den 1. Januar, sondern auf den 1. August 2018 zu gehen. Das macht Sinn, weil dann der neue Spielplan kommt. [...] Land und kommunale Träger haben sich 2014/2015 auf einen vereinbarten Weg gemacht. Es gibt Zielvereinbarungen, wo genau das steht und die haben alle unterzeichnet. Jetzt gilt es, die weiteren Schritte zu gehen, aber wir müssen auch gucken", erklärt die Ministerin, "die Reform nicht um jeden Preis zu machen. Es muss einen bedarfsgerechtes Angebot sein, dass die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben: Das ist noch mein Theater. Wir müssen natürlich auch solche Stimmen ernst nehmen, wie Ralf Dörnen und damit umgehen, dass Ensembles gegebenenfalls auch reisen müssen."
In Neustrelitz beschlossen die Stadtvertreter prüfen zu lassen, ob das Theater ihrer Stadt nicht eigenständig bleiben könne. Es sei jedem kommunalen Träger unbenommen, sein eigenes Theater auch weiterzufinanzieren, erklärte die Ministerin. "Wenn sich die Stadt Neustrelitz dazu entscheidet, den Weg alleine zu gehen, dann wäre das möglich." Außerdem müsse man sehen, dass das Land das Angebot unterbreitet habe. Wenn die Partner irgendwann sagen: 'Wir wollen das aber nicht', gäbe es keine Reform um jeden Preis.
2. Update (wie zur Bestätigung der oben genannten These: Das Modell der Gutsherren wird durch sie selbst für alternativlos erklärt, Fehlverhalten wird sanktioniert):
Die Initiativen der Bürger in Neustrelitz und Umgebung fordern immer wieder, dass die Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben sollte. Auf einer Informationsveranstaltung haben die Kommunalpolitiker aber jetzt dargelegt, dass das keine wirkliche Alternative ist. Landrat Kärger sprach etwa davon, dass er einen Alleingang für tödlich halte. Die Fusion ist nämlich die Bedingung dafür, dass die Landesregierung den Kommunen beim Unterhalt der Theater stärker unter die Arme greift, als bislang. Ansonsten droht den bisherigen Gesellschaften die Insolvenz.