Gründe für die Kündigung des Abonnements III

So langsam ist die morgendliche Lektüre kein Spaß mehr. Bis jetzt habe ich in den vier Minuten, die ich für unseren lokalen Schweinepreisanzeiger brauche, viel lachen können.

Ich beginne mit einer Sammlung von Gründen, das Abonnement zu kündigen.

Der nächste Grund ist: Lernunfähigkeit. Der Hochleistungsjournalist in der Greifswalder OZ-Lokalredaktion ist nicht in der Lage, aus den Geschehnissen um ihn herum irgendetwas zu lernen. Gerade haben wir eine schmutzkampagnenähnliche Serie in der OZ inklusive als Leserbriefe getarnten Hassmails von Nazis hinter uns zur Person Ernst Moritz Arndts, durch die selbst eingeschränkten Geistern wenigstens eines klar geworden sein sollte: Auch wenn Leute schon lange tot sind, sind sie deswegen noch keine strahlenden Helden ohne Fehl und Tadel. Denn selbst die Arndtbefürwortenden konnten nicht umhin, Arndt Antisemitismus und Franzosenhass zu attestieren. Sie waren nur bereit, diese "Kleinigkeiten" in den Skat zu drücken zugunsten der Tatsache, dass sie so an den Namen gewöhnt sind und Arndt auf Rügen geboren ist, zwei wirkliche Schwergewichte bei der Personeneinschätzung gegenüber so einem Kleinkram wie Judenhass und Franzosenfresserei (die ja im historischen Kontext betrachtet werden müssen, sagen die Arndt-Befürwortenden).

Statt zu lernen und zukünftig - Menschen sind nun einmal nicht schwarz/weiß, nicht eindeutig gut oder böse - niemanden mehr in ahistorischer Weise auf einen Sockel zu heben, ist die OZ schon wieder in Zusammenarbeit mit den Greifswalder Konservativen dabei, einen Menschen zu verklären und unkritisch auf den Schild zu heben. Diesmal ist das Opfer ein gewisser Carl Paepke, ehemals Bürgermeister von Greifswald, bei dem selbst die Schreibweise des Namens schon nicht eindeutig ist, ähnlich verhält es sich natürlich (wie bei uns allen) auch mit seiner Persönlichkeit.

Haben diese Namensfetischisten eigentlich alle ihren Vaterkonflikt nicht bis zum Ende durchgestanden? Dann sollten sie sich lieber in professionelle Hände begeben, statt mit Heldenverehrung zu nerven.
Paepke hat die kleine pommersche Hansestadt sprichwörtlich vorangebracht
schreibt der Hochleistungsjournalist. Auf welches Sprichwort bezieht er sich? Hier wird nur ein armer Mensch, der sich nicht mehr wehren kann, sprichwörtlich zum Popanz hochgejubelt. Wenn Paepke wüsste, dass er zum Arndt-Ersatz herhalten muss, würde er vermutlich sprichwörtlich im Grabe rotieren.
1838/39 sorgte er gegen viele Widerstände für eine Modernisierung der Landwirtschaft auf den städtischen Flächen.
Das heißt in Wirklichkeit: Er wandelte die allen zur Verfügung stehenden Allmende-Flächen in profitable Pachtflächen um. Aus war es damit für die kleinen Leute, ihr Vieh ohne eigene Kosten füttern zu können; entweder pachten oder schlachten, heißt es sprichwörtlich. Und die kleinen Leute haben zu letzterem greifen müssen... So viel zum großen Carl Paepke.

Der Hochleistungsjournalist vermeidet es ja wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser: Er sagt nicht, was ist, sondern:
Später studierte er an der seinerzeit schwedischen und dann preußischen Hochschule. 
Dass die Universität damals "Universität Greifswald" hieß und niemand aus chronologischen und mentalen Gründen seinerzeit auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendete, die Uni nach dem "berühmten" Zeitgenossen Arndt zu benennnen, sondern dass dies erst die Nazis taten, sagt der Hochleistungsjournalist hier nicht, es ist nicht die richtige Gelegenheit, für den Namen Arndts Stimmung zu machen - im Gegenteil. Er müsste ja zugeben, dass man auch eine Uni in Greifswald haben kann, die nicht nach dem sprichwörtlichen Antisemiten und Franzosenhasser benannt ist, an der man studieren und danach ein sprichwörtlich erfolgreiches Leben auf die Beine stellen kann...

Möge den armen Carl Paepke nicht dasselbe Schicksal ereilen wie Ernst Moritz Arndt, dass sich nämlich Konservative, Nichtlernfähige und Geschichtsvergessene darum bemühen, so zu tun, als sei er kein Mensch mit vielen verschiedenen Seiten und Eigenschaften, sonden reduziert auf eine Eigenschaft: für diese sprichwörtlich vaterlosen Gesellen zum Übervater zu gereichen.

Wir wollen es sprichwörtlich für ihn hoffen.