Dienstag, 25. Oktober 2016

Die CDU entdeckt die Menschlichkeit

Eigentlich hatte die Greifswalder CDU das "C" in ihrem Namen schon erfolgreich verdrängt. Aber jetzt, mangels anderer bzw. inhaltlicher Argumente, wird das Mitleid aus der hintersten Gerümpelkamper des Parteibüros herausgeholt, abgestaubt, poliert und glänzend präsentiert.

Egbert Liskow machte den Auftakt auf dem jüngsten CDU-Parteitag. Menschelnd fragte er sich, wie er die Personalie Ott dessen fünf Kindern erklären solle (Wer hat das eigentlich von ihm verlangt?). In der heutigen OZ wird nachgelegt.

Zwei Dinge behagen mir nicht am Jammern der CDU über "Unmenschlichkeit" in der causa Ott. Menschlichkeit lassen die CDU-Mitglieder nur heraushängen, wenn es um die Mitglieder der eigenen Partei geht, die auch gleichzeitig noch ihre Protegés sind. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Gerade Egbert sei ansonsten, vor allem, wenn es um den politischen Gegener gehe, der erste, der aus nichtöffentlichen Ausschüssen plaudere (und bei eob als dem einzigen Hochleistungsjournalisten damit landen könne; die richtigen Journalist_innen hätten dankend abgelehnt) - nicht mit einem Transparenz- oder Aufklärungsinteresse, sondern um die Person zu treffen und zu vernichten.

Zweitens gibt es einen Bruch in der Argumentation: Angeblich hat Ott ja nur Zeitungsartikel "gesehen", keine AfD-Inhalte "geliket". Nun, das kann nun mal nachweislich nicht so sein. Das Kleinreden der Bestätigung und Unterstützung durch Ott wird dann aber auch im nächsten Satz gekippt und als das erwiesen, was es ist, nämlich echtes und wirklich so gemeintes rechtes Gedankengut: Es fehle der CDU an einem rechten Flügel, sagte Ott, der für die AfD-Mitglieder offenstehe. Also: Er ist weder "mausgerutscht" noch hat er die Artikel "nur gelesen". Er steht hinter rechtem Gedankengut und fordert einen Platz dafür in der CDU.

Ich war in den Tagen der causa Ott immer auf der Suche nach der Ursache, zu der der Anlass "facebook" genutzt wurde, um Ott nicht Justizminister werden zu lassen. Ich glaube, die Suche kann ich aufgeben. Die Landes- und die Bundes-CDU war da schneller und weiter als ich. Ott ist einfach ein Rechter, offenbar zu rechts für die CDU. Ob sie noch die richtige Partei für ihn ist, kann er nur selbst entscheiden. Vielleicht sollte er sich vom Kollegen Manthei beraten lassen. Die Beratung durch Egbert hat ja fünf Kinder in die Verzweiflung getrieben...




2 Kommentare:

  1. Ja so ist das mit dem "zweierlei" Maß. Wie oft hörten unterschiedliche BürgerInnen Greifswalds, sie sollen in sich gehen und überlegen, worin es vielleicht begründet sei, dass Teile der U gemeinschaftlich oder einzeln herausstechend, diese BürgerInnen öffentlich an den Pranger stellten oder durch die Gazetten trieben, Mir fallen da auf Anhieb schon mindestens drei Menschen ein, die sich dies mehr oder weniger stillschweigend gefallen ließen. Oder sie wehrten sich. Dass deren Karrieren / Existenzen / Familien darunter litten. Bleibt zu hoffen, dass die Sache Ott vielleicht den Einen oder Anderen zum Nachdenken anregt - so ganz ohne journalistischen Beistand und Musterbrief "kleine Anfrage".

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  2. Entschuldigung - Oder sie wehrten sich, da deren Karrieren / ... soll es heißen.

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