Gegen den Willen der Betroffenen

Die gestrige Entscheidung in der Stralsunder Bürgerschaft schadet unserem Theater. Mit dem Land über die Fusion zu verhandeln und gleichzeitig das Städtetheatermodell zu prüfen, wird dazu führen, dass sich die ministeriellen Verhandlungspartner (vermutlich, da es den Leuten nur und ausschließlich um Geld geht, ausschließlich Männer) auf die Schenkel klopfen vor Vergnügen.

Das bezwecken die Antragstellenden auch, sowohl die Greifswalder wie die Stralsunder Konservativen: Eigentlich will man einen Kotau vor dem Minister und den anderen betroffenen Ministerien machen, gleichzeitig aber auch keine Wählerstimmen verlieren. Deswegen: Verhandlungen über Fusion (sprich: Tod des Theaters), gleichzeitig Erwähnung (aber nicht am Verhandlungstisch) des Städtetheatermodells, um die Wähler_innen unter den Silberlocken nicht zu verschrecken.

Benjamin Fischer in der OZ nennt es Wischi-Waschi, ich nenne es: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Feige und peinlich! Anders kann man das Antragsgesülze nicht bezeichnen.

Ich befürchte, dass die Greifswalder Konservativen ebenfalls für die Fusion abstimmen werden unter Begleitung ihres Landes-Koalitionspartners (der in Greifswald so farblos ist, dass er noch nicht einmal einen eigenen OB-Kandidaten aufstellen wollte. Willy rotiert im Grabe!).

Dabei hat ein mutigerer SPD-Genosse aus Berlin den "Kultur"minister Brodkorb bereits öffentlich mit starken Worten zusammengefaltet, er schade der SPD und der gesamten Bundesrepublik. Recht hat er, der Wolfgang Thierse!

Ebenso mutig war ihr Stralsunder Genosse, der den Wahnsinn beim Namen nannte:

Fraktionschef Niklas Rickmann nannte Brodkorbs Verhalten im Umgang mit den kommunalen Theatergesellschaftern wörtlich eine „Frechheit“. [...] Andere Abgeordnete sprachen dagegen von Erpressung.

Wenn man dem mit der konservativen Mehrheit beschlossenen CDU-Vorschlag im Greifswalder Kultur-Ausschuss folgt, dann wird man mit den Schweriner Ministerien über die Fusion verhandeln, und die, die nicht am Verhandlungstisch sitzen, dürfen das Städtetheatermodell im Hinterkopf haben.

Danke, ihr Konservativen! Wo ist Euer bürgerliches Engagement für das bürgerliche Theater geblieben?

Und ich prophezeihe Euch:

Die Fusion wird die Stadt mehr kosten als die Eigenständigkeit (für alle die, die beim Stichwort "Theater" nur an Geld denken) - nur werdet Ihr dafür weniger Theater bekommen!

Eine echte lost-lost-Situation...