Beim Lesen der heutigen Zeitung

Ein wenig nachdenklich machte mich die heutige OZ (könnte sie, als gute Lokalzeitung, öfter tun):

Knapp 30 Jahre nach dem Atomunglück von Tschernobyl sind immer noch viele Wildschweine in Bayern radioaktiv belastet. Der zulässige Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm wird teilweise um mehr als das Zehnfache überschritten.

Fukushima ist ja, medial gesehen, schon lange her. Tschernobyl offenbar aber noch viel länger, denn viele Zeitgenossen sehen keine Gefahren mehr in der Atomkraft:

Vor dem Ausbau der Windkraft müsse die Effizienz der bestehenden Kraftwerke verbessert werden

sagen die Windkraftgegner, die wahrscheinlich in den Braunkohle-, Atomkraftwerks- und Putin-Gas-Aufsichtsräten sitzen (und damit eine Höllenkohle verdienen).

Fast noch schlimmer finde ich aber diejenigen, die zu den so nicht mehr genannt werden dürfenden, weil Nazi-Sparchgebrauch, "Gutmenschen" gehören, die abstruses Zeug brabbeln gegen die einzige Chance, die MV wirtschaftlich zusätzlich vom Tourismus hat:

Kilian Heck, Professor für Kunstgeschichte in Greifswald, ist die Errichtung immer neuer Windkraftanlagen in der weiten norddeutschen Landschaft ein großes Problem. „Mecklenburg-Vorpommern läuft gegenwärtig Gefahr, in vielen Abschnitten seine Kulturlandschaft zu zerstören“, sagt er.

Weiß der ausgewiesene Windkraft- Regionalplanungs- und Tourismusexperte Kilian Heck, seines Zeichens Professor für Kunstgeschichte, aufspringend auf den Zug der CDU, eigentlich, worüber er spricht?

Was eine Kulturlandschaft ist?

Um dem verwirrten Professor in einem Elfenbeinturm zu helfen: Kulturlandschaft ist, im Gegensatz z. B. zum Urwald, die vom Menschen bearbeitete Landschaft. Autobahnen, Landstraßen, Städte, Äcker, Wiesen, Weiden, Nutzholzwälder, Strommasten, Kanäle: Alles, was Professorchen beim Sonntagsausflug mit Muddi auf dem Beifahrersitz durch seine Windschutzscheibe sieht, ist Kulturlandschaft. Auch die Windspargel.

Was er wiederum meint, wenn er fälschlicherweise "Kulturlandschaft" verwendet, ist das romantisch-sentimentale Zeugs, das bei ihm vermutlich über dem Wohnzimmersofa hängt: Der röhrende Hirsch in den Alpen. Aber selbst da gibt's im Hintergrund die Skipiste und den Aufzug...

Außerdem denkt Heck im Sankt-Florians-Modus: Was interessieren mich die Hinterlassenschaften des Braunkohle-Tagebaus an der Lausitz und am Rhein! Ich will mit Muddi Rapsfelder gucken, und weiter denke ich nicht!

Glauben sie nicht allem dummen Zeug, das irgendwelche Professoren absondern, vor allem nicht, wenn Kunstgeschichtler mehr oder weniger weise Worte zur Regionalplanung verlieren. Lieber selber nachdenken!

Röhrender Hirsch über dem Sofa oder radioaktives Wildschwein im Garten, das ist hier die Frage!

Ausschnitt aus einem Bild des RWE

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