Unsäglicher Mischmasch

In der heutigen OZ dürfen wir ein Interview von Cornelia Meerkatz mit Heiko Meffert, Erstem Polizeihauptkommissar und Leiter des Polizeihauptreviers Greifswald, lesen.

Unter der Überschrift "Polizei verwarnt 2200 Radfahrer - Alkohol, fehlendes Licht, Fahren am falschen Ort und in die falsche Richtung — in Greifswald gab es viele Delikte" lesen wir dann:

2014 wurden 2200 Radler gebührenpflichtig verwarnt — wegen fehlenden Lichtes, weil sie den Radweg in die falsche Richtung benutzten, in der Fußgängerzone fuhren oder alkoholisiert unterwegs waren.
 Und dann:

"Von den 240 Fahrzeugführern, die wir 2014 alkoholisiert erwischt haben, waren die meisten Radfahrer." - Ich finde, das geht ein bisschen genauer. Was heißt: die meisten? Herr Meffert, wir erwarten mehr von Ihnen als undifferenziertes Radfahrenden-Bashing...

Allerdings geht es noch weiter: Ohne zu unterscheiden, werden jetzt alle Unfälle, Fahrerfluchten, Tote und Verletzte den Radfahrenden zugeschrieben: "Wir haben 2014 in unserem Zuständigkeitsgebiet — dazu gehören neben der Hansestadt das Amt Landhagen und das Amt Peenetal/Loitz — insgesamt 2400 Unfälle aufgenommen, darunter etliche durch Radler verursachte. Und bei jedem zehnten Unfall gab es Verletzte. Unser Problem sind außerdem die vielen Unfallbeteiligten, die Fahrerflucht begehen. Wir haben eine Quote von 20 Prozent, das sind 450 Verursacher."

Pardon - es waren "etliche". Wieviele? Seit wann ist das Töten und Verletzen durch radfahrende Verkehrsteilnehmende ein Problem? Radfahrende Fahrerflucht nach Totalschaden mit PKW? Was will uns Herr Meffert hier suggerieren? Berechtigterweise fragt Frau Meerkatz auch nach: "Wie sieht es denn sonst mit den Vergehen der Kraftfahrer aus?" - Danke, Frau Meerkatz - Herr Meffert schafft es scheinbar nicht von selbst, zwischen Autofahrenden und Radfahrenden zu differenzieren.

Dann kommen in dem Interview über die Verbrechen der Radfahrenden noch die Fahrraddiebe, die Wohnungseinbrecher, die Fahrerflüchtigen und die Autodiebe. Alles unter der Überschrift "Polizei verwarnt 2200 Radfahrer".

Das ist pure Stimmungsmache, Herr Meffert, das hat mit Information der Bürger_innen durch die Polizei nicht mehr das Geringste zu tun!

Ich sehe schon das nächste Pegida-Plakat und die nächste Forderung auf dem JU-Parteitag: "Radfahrer zurück nach Marokko!"

Tröstlich ist nur, dass die Polizei jetzt nach Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder sucht, da es zwar haufenweise PKW-Parkplätze gibt, viel weniger aber die Möglichkeit, sein Fahrrad ordentlich abzuschließen:

Das heißt, Beamte gehen durchs Wohngebiet und schauen mit den Augen der Ganoven: Wo ist leicht ins Haus zu kommen, weil das Fenster nur angelehnt ist, die Terrassentür offen steht oder der Carport nicht mehr einsehbar ist. In der Bevölkerung haben wir darauf guten Zuspruch erhalten.

Vielen Dank für diese Initiative, die hoffen lässt! Auch wenn Radfahrende, trotz anderslautender Meinungen in der Polizeispitze, nicht automatisch "Ganoven" sind...





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