Die Greifswalder Musikschule bietet Tanzkurse an. Dies klingt zunächst sehr unspektakulär, denn Walzer,
Chacha oder Tango kann man an vielen Stellen lernen; Jazzdance und Zumba sind
beliebte Wellness-Aktivitäten.
Aber, und das verrät die Internet-Seite der Greifswalder
Musikschule leider nicht, bei diesem Kursangebot handelt es sich eben nicht um
Gezappel zum körperlichen Wohlfühlen, zur Gewichtsreduktion oder zur
Zusammensstoßvermeidung auf Tanzflächen, sondern um klassisches Ballett – und insofern
etwas Außergewöhnliches, was man sonst eigentlich in Greifswald kaum findet. Häufig handelt es sich um Kurse im Rahmen der Musikalischen Früherziehung
(MFE), wie sie auch an der Greifswalder Musikschule zu finden sind.
Bemerkenswert ist aber das Kursangebot für die Erwachsenen
bzw. diejenigen Menschen, die über das Alter der MFE hinaus sind. Die
Tanzpädagogin Conny Hege bietet diese Möglichkeit.
In einer Stadt, in der Ralf Dörnen mit seinen
Ballett-Inszenierungen am Theater immer wieder rauschende Erfolge feiern kann,
in der nicht nur die TanZZeit (jetzt bald wieder auf der Bühne zu sehen), sondern das hochambitionierte und international renommierte Festival „Tanztendenzen“ jetzt als Biennale stattfindet, sollte ein solches
Angebot auf jeden Fall zum „Alltag“ gehören.
Um so unverständlicher, dass dieses Angebot jetzt im
Finanzausschuss der Bürgerschaft der UHGW in Frage gestellt wurde. Zunächst einmal: Nach 44 Teilnehmenden würden sich manche Vereine und
Initiativen die Finger schlecken. Das ist keine unbedeutende Anzahl, angesichts
derer man über Einstellung der Kurse sprechen sollte. Was machen dann die 44 Menschen?
Am besten auf der nächsten Sitzung des Finanzausschusses auftauchen und ein
wenig tänzerischen Wirbel verbreiten… Zudem handelt es sich zu drei Vierteln um
Kinder, deren Erziehung, Bildung, Ausbildung (oder wie immer man das nennen
mag) wir ja auf keinen Fall vernachlässigen möchten.
Ein guter Weg scheint mir dagegen der zu sein, den das
Kulturamt einschlägt: Kursmitglieder werben, Beiträge senken (was leider nicht
ad infinitum geht: Die Greifswalder Musikschule zahlt Tarif und bemüht sich,
die Verträge für die Lehrkräfte auskömmlich zu gestalten. Das kostet!). Dadurch
kann die Auslastung erhöht werden, so dass sich die Beitragsreduktion, um in
der Sprache des Finanzausschusses zu sprechen, „rechnet“.
Und ein schön gestalteter Internet-Auftritt, wie er
mittlerweile eigentlich Gang und Gäbe ist, sollte diese werblichen Maßnahmen
unterstützen, damit man auch den Finanzern, denen man ja hin und wieder eine
gewisse Kulturferne nachsagt, von diesem Angebot so überzeugt werden, dass sie
es für alternativlos halten!
Die Greifswalder Musikschule steht in der Kritik: Will sie die Gebühren für den Unterricht stärker erhöhen als unbedingt nötig? Dieser Frage musste sich Musikschulleiter Carsten Witt jetzt im Bildungsausschuss der Bürgerschaft stellen.