Wie schlechtgemachter Populismus geht,
konnte man in der letzten Woche anhand einer eher wenig beachteten
Meldung studieren. Wenn wir das hier dennoch aufzugreifen, dann in
erster Linie als Aufhänger für einige andere Dinge.
Da „forderte“ also der meist nicht
mehr wirklich junge Nachwuchs der CDU die Stadt Greifswald aus, sie
möchte doch bitte (oder war es gefälligst?) im Juni und Juli ein
„Public Viewing“ auf dem Markt einrichten. Es geht, vielleicht
sollte man das hinzufügen, um die Übertragung der
Weltmeisterschaft im Männerfußball in Brasilien. Natürlich
interessiert so etwas viele Menschen, mich zum Beispiel auch.
Gerade deswegen ist aber auch die
Historie des Public Viewing in Greifswald leidlich bekannt.
Entsprechend geradlinig könnte die Zurückweisung der „Forderung“
ausfallen. Kurz zusammengefasst: Trotz Sponsoring vor allem aus
CDU-Kreisen war das Ganze nie kostendeckend. Das heißt, letztlich
zahlten das Defizit die Mieter_innen der WVG, ohne davon etwas zu
haben. Rechnet sich nicht, und damit könnte man es eigentlich schon
gut sein lassen. Deswegen eben auch schlechtgemachter Populismus.
Andererseits ein gutes Beispiel dafür, mit welcher Technik
Luftschlösser gebaut werden. Hauptsache eben, am Ende bezahlt jemand
anderes.
Und bei der überwiegenden Mehrheit der
Endrundenspiele war der Markt in der Vergangenheit ziemlich leer. Die
fünf, sechs oder sieben mit mehr Zuspruch waren mit einigen
unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden.
Reden wir über die
Begleiterscheinungen. Geradezu entzückend in der verlautbarten
Forderung des Unionsnachwucses fand ich die Formulierung der
„Deutschland-Spiele und WM-Spiele“. Heißt wohl: Es geht halt um
dieses Deutschland. Dass da auch noch eine Weltmeisterschaft
stattfindet, in der 32 Teams das beste unter ihnen ermitteln sollen,
ist nicht so wichtig.
Und so etwas sollte man schon gar nicht
unterstützen, gerade wer sich tatsächlich für Fußball
interessiert. Denn Versammlungen, auf denen sich anlässlich eines
Fußballspiels Menschen treffen, die ihren nationalen Chauvinismus
endlich mal nach Herzenslust ausleben wollen, brauchen wir wirklich
nicht. Es wird ja gerne behauptet, Sport erleichtere im positiven
Sinne die Überwindung von Grenzen. Und tatsächlich sind einige der
Teams, die sich im Sommer in Brasilien treffen, erfreulich bunt
zusammengesetzt, auch wenn es sich da immer noch um Länderauswahlen
handelt. Ein großer Teil derer, die in erster Linie Deutschland
zuschauen wollen, will das aber nicht begreifen. Es könnte einem
fast die Lust am Fußball vermiesen, aber so weit möchte ich dann
doch nicht gehen. Fußball ist schön, an Fußball angelegter
Nationalismus ist wie jeder Nationalismus Bockmist.
Oder ich sehe das alles ganz falsch und
es geht wirklich nur um die Kostümierung in Flaggenfarben. Dann
müsste allerdings eine stärkere Rolle spielen, dass Belgien diesmal
auch mitmacht. Sie sollen sogar ganz gut sein. Vielleicht kommen sie
weiter als Deutschland.
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