So wurde die Ostseepipeline Nordstream gegen den
Widerstand der Osteuropäer beschlossen, nur Wochen vor Schröders Abwahl,
und der konnte sogleich entspannt seinen Posten im Vorstand des
Unternehmens antreten. Dass Europa auf unabsehbare Zeit auf russisches
Gas angewiesen und so in seiner politischen Handlungsfreiheit
eingeschränkt sein wird, ist die Folge dieses Deals. Für Schröder und
Putin aber ist er vor allem ein Bombengeschäft. Wenn das kein Grund zum
Feiern ist,
schreibt Katja Tichomirowa, Kommentatorin der Frankfurter Rundschau. Aber damit nicht genug, sie räumt ziemlich auf mit dem bigotten Erstaunen über Schröders Einigkeit mit Putin - nicht nur bei Geburtstagsfeiern:
Für die Diplomatie hatten beide
noch nie viel übrig. Den gegenseitigen Austausch pflegte man in Gerhard
Schröders Zeit als Bundeskanzler vorzugsweise in Hinterzimmern. Wer
Kritikwürdiges offen aussprach, galt als außenpolitischer Dilettant und
Querulant. Der Dialog unter Männern wurde dem unter Staatsmännern in
jedem Fall vorgezogen. Insofern ist das Verhältnis zwischen Putin und
Schröder, wie es immer war. Man tut, was man kann, und das zum eigenen
Vorteil.
Insofern: Tun wir nicht so erstaunt wegen der hemdsärmeligen Verbrüderung von Schröder und Putin - wir hätten's schon wissen können, als das Geburtstagskind noch im Armani-Anzug vor die Kameras trat.
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