Gründe für die Kündigung des Abonnements II

So langsam ist die morgendliche Lektüre kein Spaß mehr. Bis jetzt habe ich in den vier Minuten, die ich für unseren lokalen Schweinepreisanzeiger brauche, viel lachen können.

Ich beginne mit einer Sammlung von Gründen, das Abonnement zu kündigen.

In der heutigen Greifswalder Lokalausgabe der OZ wirkt die Zeitung nicht als journalistische Berichterstatterin, sondern sie agiert meinungsbildend im eigenen Interesse (welches immer das auch ist; Journalismus ist es nicht). Einerseits bedauert die Greifswalder Lokalredaktion die "tiefen Gräben" in der Greifswalder Bevölkerung und zwischen Uni und Stadt, die die Invektiven ihrer eigenen Leserbriefseite und die Hassartikulation in den unsozialen Medien ausgehoben haben, andererseits vertieft sie die Gräben noch durch ihre (in richtigen Zeitungen würde es heißen:) Berichterstattung bzw. den Meinungsartikel, der den größten Teil der ersten Seite der heutigen Lokalausgabe einnimmt.

Soll sie machen; sie wird schon wissen, welch' progressives und aufgeklärtes Publikum sie damit anspricht und verzweifelt im Abonnement zu halten sich bemüht.

Aber die angedrohte Umfrage zum Thema Uninamen ist dann doch einer für die Kündigungsgrundsammlung. Wie schon einmal bei der Frage der Radverkehrsregelung gegen die Wand gefahren behält sie das Prinzip bei:

Es werden

Festnetzangeschlossene
morgens um zehn
in den Semesterferien

befragt.

Zudem werden, unzulässig und in der Art übelsten Agitprops, zwei Dinge miteinander verknüpft:

Abgesehen davon, dass dieses desinformierende Element miesester Meinungsmache bei der online-Umfrage gar nicht auftaucht, werden hier, wie bei Pegida, AfD und Konsorten, postfaktisch Dinge miteinander verknüpft, die nichts miteinander zu tun haben, aber kräftig Meinung machen.

Zudem müssen die progressiven und aufgeklärten OZ-Lesenden noch mit Rossmann-Gutscheinen zur Teilnahme überredet werden:
Sagen Sie uns Ihre Meinung und sichern Sie sich einen von zwei 30€-Gutscheinen von Rossmann!
Das Ergebnis braucht die OZ eigentlich nicht mehr zu veröffentlichen, es liegt auf der Hand. Die Zielgruppe, für die die OZ schreibt, und die als Lesende (und Zahlende) zu halten sie sich verzweifelt bemüht, wird die Fragen schon richtig beantworten und damit erstens sich selbst und zweitens die OZ bestätigen.

Dafür muss ich keine Zeitung OZ lesen.