Frei erfundene Vermutungen werden zur journalistischen Wahrheit

Der Hochleistungsjournalist der Greifswalder Lokalredaktion nimmt die Menschen ernst, so wie es Pegida, AfD und Konsorten tun. Auf der ersten Lokalseite titelt er:
Ärger wegen Schmiererei nach Demo
Bewohner vermutet Zusammenhang mit Anmeldern 
Die Vermutung (!) eines (!) Anwohners ist Anlass genug für den "Journalisten", daraus einen Artikel zu machen und gleichzeitig seine Textbausteine, die er auch in anderen Zusammenhängen immer parat hat, heiß laufen zu lassen:
Ein Anwohner hatte eine vermummte Gestalt gesehen, die Richtung Hainstraße davonlief.
Dies betrifft allerdings nicht die Gegenwart, nicht die Mühlenstraße, nicht die Greifswalder Innenstadt, nicht die Mahnwache zu Aleppo, nicht die Veranstaltenden der Mahnwache, auch nicht die genannten Personen..., sondern einen gänzlich anderen Vorfall in einer anderen Zeit bei einer ganz anderen Gelegenheit. Ein Vermummter hätte vom Schuhhagen schließlich auch einen ziemlich langen Weg in Richtung Hainstraße zurückzulegen.

Also was soll der Satz? Stimmung machen, Verdacht äußern, Zwietracht säen - die Hauptzielsetzungen des Hochleistungsjournalisten, zu denen er seine Anstellung bei der Zeitung missbraucht. Schön wäre es, wenn ein ihm nahestehender Mensch ihm seinem geistigen Horizont entsprechend ansatzweise erklärte, wie Journalismus funktioniert.

Eine wichtige Voraussetzungen für Journalist_innen ist es, die eigene Zeitung zu lesen. Würde der Hochleistungsjournalist dieses tun, fände er ein paar Seiten vorher folgende Meldung:


Ehe aus einer "frei erfundenen Behauptung" ein Verdacht und dann aus diesem ein Artikel auf der ersten Lokalseite entstehen kann, fließt viel Wasser den Ryck hinunter (oder hinauf, je nach Windrichtung). Allerdings glaube ich nicht, dass der Hochleistungsjournalist bis zu seiner baldigen Verrentung noch die Grundsätze des Handwerks lernen wird, das nun mal nicht seines ist. Aus der noch unbewiesenen Meinung eines Anwohners (die dieser gerne haben kann, das Recht kann und wird niemand jemals bestreiten) einen Verdacht zu machen, der auch gleich an die Person des Veranstalters gehängt wird, ist mies, widerwärtig und Journalismaus, wenn überhaupt, dann auf Bild-Zeitungs-Niveau. Aber so kennen wir unseren Hochleistungsjournalisten ja. Er geht, leider berechtigterweise, davon aus: Irgendwas zum Schaden der Person wird schon hängenbleiben.

Feige ist er noch dazu: Mit Sicherheit wird er sich in seiner Rechtfertigung (wenn sie ihm denn einer je abverlangen sollte) dahinter verstecken, dass er ja nur die Meinung von Gamal Khalil wiedergebe, der ja immerhin "Rechtsanwalt" sei und eine "Familie" habe (Was sollen diese "Informationen" im Rahmen des Artikels?). Die Tatsache, dass jeder Mensch eine Meinung haben darf, nicht jede private Meinung aber zu journalistischer Verarbeitung taugt, wird eob nie zum Grundsatz seines Handelns machen, denn er möchte dies zu seinen Hauptaufgaben (s. o.) verwenden. Er tut dies vorsätzlich, um Menschen zu beschädigen. Aber die Deckung, dass er ja nur eine Meinung wiedergebe, wird er niemals aufgeben, obwohl er aus einer Einzelmeinung einen Artikel gemacht hat.

Die Frage nach seiner journalistischen Verantwortung wird er einfach nicht verstehen.