Massstäbe: Watt dem einen sin Uhl, ist dem annern no lang nich sin Nachtigall!

Für große Gesten ist großes Geld da. Jedenfalls in Schwerin, also im westlichen Landesteil, der durch sein vielfältig gepampertes "Staatstheater", das den anderen Theatern das Geld wegnimmt, sowieso schon Schwerpunkt ministerieller Förderung ist, mit anderen Worten: den anderen Theatern das spärliche Geld klaut.

Für die Überarbeitung der Ausstellung des Schlossmuseums will das Land 20 Millionen Euro bereitstellen, notfalls auch ohne Unterstützung des Bundes. Zudem sollen eine halbe Million Euro für eine Welterbe-Professur an der Hochschule Wismar fließen. 

Andererseits weigert sich "Kultur"-Minister Brodkorb, die Förderung für das Theater Vorpommern zu dynamisieren, mit allem Zick und Zack ca. 1,2 Mio Euro jährlich. Das kann er tun, weil die Vorpommern ja doof sind und sich nicht wehren, daher brauchen sie auch kein Theater mehr (oder vielmehr: nur noch eines für ganz Vorpommern und Teile von Mecklenburg). Wer doof ist, soll auch doof bleiben, so der Minister. Nach eigener Aussage wird eine Alternative zum ministeriellen Fusionszwang überhaupt gar nicht erst zur Beratung zugelassen, so der jüngste gutsherrliche Kultur-Ukas aus dem Ministerium.

In Schwerin sieht das anders aus. Damit er sich das an sein  modisches Revers heften kann, macht der schnieke Jungsche mal eben 20 Mio locker für die Welterbekandidatur. Plus Weltkulturerbeprofessor_innenstelle. (Wofür ist die überhaupt? Wieder eine Stelle für unterversorgte SPDler?) Notabene handelt es sich dabei um Geld des Landes, nicht der Stadt Schwerin (Frau Gramkow findet das toll!).

Mit einem gemeinsamen „Weltkulturfest“ unter dem Motto „Greetings to the Universe“ wollen die Festspiele MV, das Staatstheater, das Staatliche Museum und der Landtag nächstes Jahr in Schwerin die Bewerbung der Schweriner Residenz als Unesco-Weltkulturerbe feiern. Vom 1. bis 3. Juli 2016 sollen die historischen Bauten rund um den Alten Garten — dazu gehören Staatstheater, Schlosskirche, Schlossinnenhof, der Oudry-Saal in der Galerie sowie der neueröffnete Anbau des Museums — bespielt werden.

Dass der betroffene Intendant zuungunsten seiner Kollegen das natürlich toll findet, ist klar:

Von der Idee ist auch Joachim Kümmritz, Generalintendant und Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters, überzeugt. „Seit Jahren belebt das Staatstheater den Alten Garten im Sommer mit Musiktheater bei den Schlossfestspielen. Dass wir hier nun gemeinsam mit den größten Musikfestspielen des Landes, dem Staatlichen Museum und dem Schweriner Schloss ein Weltkulturfest anbieten können, ist eine Bereicherung für das Publikum und die gesamte Landeshauptstadt", betont er. 

War da nicht was mit Kümmritz in Neustrelitz? Alle Macht dem Zentrum? Auch Sonnenkönig Sellering findet das wahrscheinlich toll.

Und dann wird Kümmritz auch noch widerlich:

Als Stralsund Weltkulturerbe wurde, hat sich auch niemand aufgeregt.

Vielleicht fragt man dann mal nach den 20 Mio Förderung aus Landesmitteln, die Stralsund damals sicherlich auch erhalten hat...

Der Stralsunder OB Badrow dürfte dem allerdings heftig widersprechen, und hat er auch schon.
Seine Kritik richte sich nicht gegen die Welterbe-Bewerbung, sondern gegen das generelle Finanzgebaren des Landes, betonte Badrow. Gegenüber den Kommunen werde immer deutlich gemacht, dass das Land unter chronischem Geldmangel leide. Würden aber eigene Ideen verfolgt, stünden Ressourcen in unbegrenzten Mengen zur Verfügung, so der Stadtchef.

Tja, aber der Gutsherr und sein Sonnenkönig sitzen halt am Geldhahn - außer Badrow hat sich noch niemand darüber beschwert!

Kommentare

  1. Ich möchte in dem Zusammenhang noch an den Landeshauptstadtvertrag erinnern, von dem die meisten Leute wahrscheinlich noch nichts gehört haben dürften. Schwerin bekommt 3 Millionen pro Jahr, wovon 300000 Für den Gartensommer (u.a. die Schlossfestspiele) und 1 Million für das Theater bestimmt sind. Gelder übrigens, die im Haushalt des Kultusministeriums gar nicht auftauchen...

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