Wir wollen wieder deutsch schreiben

Heute gab es eine Pressemeldung, und ich betone ausdrücklich: Es ist zufällig eine der Grünen. Ich unterstelle, positiv denkend, dass die Pressemitteilung auf dem Weg zum Terminhinweis irgendwie verändert worden sein muss, denn ich weiß, dass die Grünen schreiben und lesen können. Hier der volle Wortlaut des Terminhinweises:

Nach dem Motto "Ich kann Zeitung" oder "Schulz kann Bundeskanzler" oder was es dergleichen angestrengt-zeitgeistige sprachliche Wendungen mehr gibt behauptet hier der Text, "Greifswald ist Fairtrade". Nö, stimmt nicht. Greifswald ist eine Stadt, ein gegenständliches Ding, deswegen kann es nicht so etwas unkörperliches wie eine Handelsform sein. Sie kann ein Attribut bekommen und z. B. zur "Fairtrade-Stadt" werden, nicht aber der Fairtrade selber sein. Außerdem behauptet der Text, "Greifswald lebt Fairtrade" und verwendet damit leben transitiv, was als Werbedesignerunsinn wie z. B. "Lebe Deinen Traum!" irgendwann einmal in die Werbesprache eingeführt worden und seitdem leider nicht mehr zu negieren ist. Medial läßt sich so ein Parallel-Blödsinnn wie "Karl-Heinz rockt die Dorfhalle" natürlich verwenden, gutes Deutsch ist es deswegen noch lange nicht.

Ich zweifle daran, dass "das Grünenbüro" einlädt. Das kann es nicht. Es sind natürliche oder juristische Personen, die einladen, selten jedoch Autos, Rasenbegrenzungssteine oder Büros.

Dann noch die berühmte "Frau Klep". Die Verbindung des Nachnamens mit Herr oder Frau ist eine Höflichkeitsbezeigung in der mündlichen Rede, die schriftlich auch in Briefen verwendet wird - ein sprachlicher Gestus, sonst nichts: "Liebe Frau Klep". In Artikeln oder sonstigen Texten, die nicht der direkten Kommunkation dienen, hat Frau oder Herr nichts zu suchen. Ich kenne Frau Klep nicht, aber eigentlich müsste es "Erika Mustermann vom Fair Trade e. V." oder so heißen. Die Angabe "Frau Klep" ist stilistischer Blödsinn und, nebenbei, eine Null-Information. Meistens wird diese Form verwendet, weil, aus welchen Gründen auch immer, hervorgehoben werden soll, dass es sich um einen Menschen weiblichen Geschlechts handelt (warum das in diesem Zusammenhang irgendwie wichtig sein soll, weiß ich nicht), oder weil man den Vornamen nicht weiß.

Für einen kurzen Text Sprachmüll "in Größenordnungen".

Öffentlich agierende Menschen und Institutionen sowie vor allem Zeitungen sind verantwortlich für die von ihnen verwendete Sprache, weil sie Einfluss auf die privat verwendete nimmt. Und wenn es sich (wie hier) um schlechte Sprache handelt, ist es ein schlechter Einfluss.



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