Manches ändert sich nie!

Wir haben alle unsere Vorurteile - parkende Frauen, Multitasking bei Männern oder den Eisengehalt von Spinat betreffend.

In Hinsicht auf Arbeitgeber (bewusst nicht gegendert...) geistert noch immer der Typ mit Zylinder oder Melone und rauchender Zigarre durch unsere Hirne, Geld scheffelnd, die Arbeitnehmenden unterdrückend und manchmal auch die Politik als Marionette hinter sich her ziehend.

Stimmt alles gar nicht!
Das Bild, das sich die rot-schwarze Koalition von einem typischen Unternehmer macht, entspreche dem eines Chefs, „der morgens durchs Haus geht und guckt, wo er noch die Löhne drücken kann“, sagte Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände (VUMV) gestern in Rostock. Die Landesregierung sei „per se arbeitgebermisstrauisch“, beklagte Verbandssprecher Jens Matschenz.
Kompletter Quatsch, sagen die Kompetenten, nämlich die Arbeitgeber. In Wirklichkeit sind sie für den Mindestlohn, Arbeitnehmendenrechte, für Papis Familiensamstag und gute Ausbildung (das inflatorische "gut" haben sie bei den Grünen geklaut)!

Oder haben die Arbeitgeber ein mediales und/oder sprachliches Problem bzw. eines der Selbstwahrnahme? Ein paar Sätze weiter heißt es:

Erhalt der Tarifautonomie – ohne „politische Tarifvorgaben“ für „Mindestlöhne, Entgeltgleichheit oder Zeitarbeit“

In Realität übersetzt heißt das: keine Mindestlöhne, weniger Geld für gleiche Arbeit für Frauen und Aufhebung des Feierabends.

Auch das von vielen Ländern als vorbildlich angesehene duale Ausbildungssystem in Deutschland wollen sie endlich zugunsten neoliberaler Schmalspurausbildung von tumben Fließbandarbeitskräften "entrümpeln":
Damit mehr Schulabgänger in der Arbeitswelt Fuß fassen, hält der Arbeitgeber-Dachverband Reformen bei der Ausbildung für nötig. „Viele junge Leute, die in der Praxis ganz gut sind, werden in der Berufsschule überfordert“, sagte Präsidiumsmitglied Dietrich Lehmann. Die theoretischen Ausbildungsinhalte seien in der Vergangenheit zu sehr aufgeblasen worden und müssten dringend entrümpelt werden. Um mehr jungen Leuten eine Chance zu geben, wäre die Wiedereinführung von zweijährigen Teil-Ausbildungen mit eigenem Abschluss richtig. Eine dreieinhalbjährige Lehre sei für viele einfach zu lang.
Puuh, Gott sei Dank! Manches bleibt doch immer gleich: Der Unternehmer mit Melone etc. etc. (s. oben) hat noch nicht ausgedient und geht jeden Morgen durch seine Fabrik um zu schauen, wo er noch den Mindestlohn aushebeln, Frauen schlechter bezahlen, die Arbeitszeit "flexibilisieren" und die Ausbildung "verschlanken" kann...

Das neue Verhältnis zwischen Arbeiter und Unternehmer, aus dem Neuen Postillon, Zürich, Schweiz 1896. Autor  unbekannt.