Brutalisierung des Diskurses

Die Fan-Meilen finden eine Fortsetzung in den demokratischen Gremien. So, wie es bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Schlägerhorden mit Vereinsschals längst nicht mehr um Fussball geht, geht es auch in vielen Politikbereichen nicht mehr um Inhalte (z. B. Flüchtlingspolitik), sondern darum, das übelste, verkürzendste und den "Gegner" am meisten niedermachende "Argument" zu finden.

Erste Anzeichen davon sind leider auch in der Greifswalder Bürgerschaft zu finden. Es soll diskutiert werden, Inhalte sollen auch Emotionen erzeugen, ja - aber muss man gleich der OZ-Rhetorik mit ihren dauernden skandalisierenden Überschriften "Streit um..." erliegen? Nein, nicht Streit - Diskussion! Engagierte, auch emotionalisierte Diskussion um Sachthemen, die machen ein parlamentsähnliches Gremium aus.

Nicht aber das, was da rund um die Aktuelle Stunde zum Aufregerthema "Mieten in Greifswald" passiert ist. Verunglimpfung der Andersdenkenden, Dünkel, Einbildung, Alpha-Tierchen-Verhalten - dass sich viele von der Politik abwenden bzw. gar nicht erst hingehen, ist kein Wunder. Wenn sich Bürgeschaftsmitglieder mit "Arschloch" bezeichnen oder dünkelhaft für Distanz zu Proll und Asi sorgen mit Sätzen wie "Für Sie immer noch: Herr Doktor!", dann gibt es keine förderlichen Diskussionen in der Bürgerschaft.

Dann gibt es nur noch (zur Freude der OZ) "Streit".