Die einzig richtige Frage

Ohne sämtliche OB-Kandidaten machten sich gestern viele Menschen auf, um sich mit der OTV Innenstadt unter Führung von Erich Cymek zusammen den "bereinigten" Karl-Marx-Platz (KMP) anzusehen und sich über die geplantern weiteren Fällungen informieren zu lassen.

Anwesend waren Olaf Petters als planender Landschaftsarchitekt sowie Grit Hanke vom Tiefbau- und Grünflächenamt nebst Mitarbeiterin. Als wir am KMP ankamen, war die Anzahl der Teilnehmer_innen auf etwa 50 angewachsen.

Im Verlauf der Begehung (der Unmut über die Planungen am KMP wurde immer lauter) sagte Frau Hanke den wichtigsten Satz des frühen Abends: "Ja, wo waren denn diese vielen Menschen alle, als die Planungen für den KMP besprochen wurden?"

Recht hat sie mit dieser Frage. Wieder kommt das in jüngster Zeit häufiger zu nennende Problem der Bürgerbeteiligung zur Sprache: Warum werden nicht mehr Menschen motiviert, an der Diskussion um ihre unmittelbare Umgebung teilzunehmen? Warum wird mit der Bürger_innenbeteiligung immer bis fünf nach zwölf gewartet? Jede Veranstalter_in eines Konzerts, einer Diskussionsrunde oder eines sonstigen Treffens muss sich zu allererst an die eigene Nase fassen, wenn Besuch ausbleibt. Nur die Stadtplanung nicht! Die Unterlagen für die Vernichtung der Erde liegen schon seit Jahrzehnten auf Alpha Centauri aus, sagt Douglas Adams; selbst Schuld, wenn ihr nicht dorthin fahrt! Wenn die Bürger_innen nicht kommen, muss ich sie doch irgendwie locken - und nicht unterschwellig mir die Hände reiben, weil ein Störfaktor fehlt...

Offensichtlich hat die Verwaltung noch immer nicht den Weg zu den Bürger_innen gefunden, wenn man bedenkt, in welcher in Lichtjahren zu messender Entfernung die Planungen für den Wall-Kahlschlag, die KAW-Hallen und den KMP-Kahlschlag ausgelegen haben und diskutiert wurden - keiner hat's mitgekriegt, hinterher musste der Aufstand der Bürger_innen kommen, um die schlimmsten Übel zu verhüten. Alle Bürgerschaftsmitglieder waren zwar seinerzeit an den Entscheidungen beteiligt (da kann sich niemand herausreden), aber offenbar hat keine(r) geblickt, welche Konsequenzen die Entscheidungen hatten.

Ich hoffe, dass auch der KMP von den schlimmsten Verwüstungen durch Planungsbüro und Verwaltung verschont bleibt - es müssen aber die Bürger_innen dafür sorgen. Sonst tut's keiner.

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Bild: Dr. Günther Jikeli



Das Hauptargument für den geplanten Kahlschlag ist, wieder einmal, das liebe Geld. Da die Stadt kein Geld für Parkpflege hat, müssen die Parks daran angepasst werden - pflegeleicht ist angesagt. Dies gilt auch für Straßenbäume und sonstiges städtisches Grün: Alles, was alt und pflegebedürftig ist, wird gerodet. Mit dem subtilen Argument, wir müssten ja schließlich auch an unsere Kinder denken...

Grundsätzlich soll der KMP irgendwie historisierend auf eine willkürlich von wem auch immer gewählte Zeitebene zurückgestutzt werden. Das denkmalpflegerische Argument wird in den Dienst der Pflegeleichtigkeit gestellt.

Hier ein paar Bilder vom KMP. Seht sie Euch nochmals an, von den meisten Bäumen auf diesen Bildern könnt Ihr Euch verabschieden. Alles, was Nadelholz ist - weg damit. Alles, was alt und krank ist - weg damit. Alles, was blühendes Gebüsch ist - weg damit. Alles, was dem Rasenmähertrecker im Wege steht - weg damit. Inklusive der jetzt gerade blühende Forsythien...