Die Kulturausschusssitzung



Eigentlich war es ja eine Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Kultur der Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Da es aber ausschließlich um die Vorbereitung der Sondersitzung selbiger Bürgerschaft zum Metrum-Gutachten am 18. 8. ging, kann man schon mal – um mit einem Ausschussmitglied schlecht Deutsch zu sprechen – „die Kultur fokussieren“. Alle Fraktionen waren, trotz Urlaubszeit, mit ihren Ausschussmitgliedern (oder –vertreter_innen) anwesend, ebenfalls trotz der Tatsache, dass der Ausschuss sich erst Ende August ordentlich konstituiert. Offenbar ist das Thema ein brennendes – die Diskussion über das Metrum-Gutachten, demzufolge 102 Mitarbeitende des Teschschen „Kulturkooperationsraums Ost“ entlassen bzw., wie es ja jetzt am Theater modern ist, „nichtverlängert“ werden sollen; 61 davon durch Renteneintritt und Nichtnachbesetzung der Stelle, 41 durch betriebsbedingte Kündigungen. So sieht es das Horrorszenario vor, mit dem Schwerin zur „Einsicht“ verhelfen will; ein großes Landestheater soll aus den Häusern in Neustrelitz, Neubrandenburg, Greifswald, Stralsund und Putbus zusammenfusioniert werden. Gewunken wird durch den aktuellen Kultusminister damit, dass, bei Wohlverhalten, die Landesförderung ab 2020 dynamisiert werden soll.
Problem ist: Das kann der aktuelle Kultusminister eigentlich gar nicht versprechen – wer weiß, was er 2020 macht… Zudem tritt die Krise des Theaters Vorpommern durch Auslaufen der Haustarifverträge bereits 2017 ein, was im Metrum-Gutachten in keiner Weise berücksichtigt wird; schließlich sollte man das Finanzierungsproblem nicht durch Entlassungen regeln, dann kann man gleich auf Bespieltheater umstellen.
Einig war man sich im Ausschuss, dass etwas passieren muss, „strukturell“, wie Kultursenator Dembski sagte. Manche möchten ein paar Euronen durch Erhöhung der Eintrittspreise ergattern (ohne zu realisieren, wie gering der Anteil der Einnahmen insgesamt an der Theaterfinanzierung ist), andere gehen davon aus, dass – und darin werden sie vom Kultursenator argumentativ unterstützt – eine Eigenständigkeit des Theaters Vorpommern mindestens denselben Einschnitt im Personalbestand bedeutet wie der Landes-Kahlschlag.
Nun, der aktuelle Intendant ist beauftragt, bis Ende September ein Gegenmodell zum Metrum-Gutachten vorzulegen. Dem Kulturausschuss und allen anderen interessierten Menschen bleibt nur, am 18. so viele Fragen zu stellen, dass zumindest von dem Metrum-Gutachten nichts Umsetzbares mehr übrigbleibt. Die Fragen, die dem Ausschuss vorlagen, möchte die Bürgerschaftspräsidentin vorab in der OZ abgedruckt sehen – mal schau’n, ob’s klappt.
Wer selbst Fragen stellen möchte, tue dies am besten über die Bürgerschaftspräsidentin (buergerschaft@greifswald.de), und zwar bis zum 11. 8. Dann sollen die gesammelten Fragen an das Kultusministerium und an Metrum zur Beantwortung gehen, damit es auf der Bürgerschaftssitzung nicht heißt: „Durch diese Frage bin ich überrascht und kann nicht antworten!“ Denn zumindest die Metrum-Mitarbeitenden scheinen in Hinsicht auf den Stoff nicht ganz sattelfest zu sein…