Salonfähige Nazis *Update*

Wenn Nazis sich nicht mehr Nazis nennen, können sie plötzlich salonfähig werden.

Der Nordkurier berichtet heute über die Gemeindevertreterwahl in Strasburg. Darin heißt es, dass drei Sitze an junge Leute einer ganz anderen Gruppe – die Wählergemeinschaft Schöneres Strasburg gingen. Schon das ist eine Verharmlosung, wenn wir kurz einen Blick auf diese Wählergemeinschaft werfen.

Der Nordkurier selber hat unter der Überschrift "Strasburgs braune Brüder" über die Interessengemeinschaft "Schöneres Strasburg" berichtet und festgestellt, dass hinter der bürgerlichen Fassade der Gemeinschaft [...] Bezüge zum Rechtsextremismus lauern. Die jetzt angetretene und gewählte Wählergemeinschaft ist nicht nur vom Namen her mit der Interessengemeinschaft identisch, auch die handelnden Personen sind es. Wiederum der Nordkurier beschrieb es vor der Wahl so:
...Peter Chmieletzki soll Sänger einer rechten Band aus der Region sein. Andre Heise, einer der Köpfe der Interessengemeinschaft und ebenfalls zugelassener Wahlbewerber, steht weiterhin mit dem bereits dreimal als Zeuge im Münchener NSU-Prozess gehörten André Kapke in Kontakt.
Endstation Rechts, ebenfalls vor der Wahl:
Die Aktivisten, die mit dem „Strasburger Beobachter“ ein Blatt herausgeben, das Ähnlichkeiten zu den NPD-nahen „Boten“ aufweist, stuft der Landesverfassungsschutz als „rechtsextrem“ ein. In die Dorfpolitik mischen sie sich schon lange ein, wie eine Liste von Anfragen an die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite bezeugt.

Die WählerInnen hätten also wissen können, wer sich hinter dem "Schönen Strasburg" verbirgt. Trotzdem, oder gerade deswegen, bekam die Wählergemeinschaft 15 % der Stimmen. Um so unverständlicher ist die Verharmlosung durch den Nordkurier ("junge Leute"), der nur in sein Archiv hätte schauen müssen, um zu verdeutlichen, wer da in die Gemeindevertretung einzieht. Aber kein Wort darüber, sondern schlicht der Hinweis auf "Neueinsteiger".

CDU-Mann Gerd Henning Keunecke macht die "jungen Neueinsteiger" dann endgültig salonfähig. Der Nordkurier zitiert ihn: "Wir werden jetzt sehen, was das für Leute sind. Und wir werden uns nicht verschließen, wenn sie mit neuen Ideen an uns herantreten, die die Stadt voranbringen."

Vielleicht sollten andere mal sehen, was da für Knalltüten in demokratischen Parteien rumlaufen. Mir fehlen die Worte. Die Überschrift des heutigen, oben verlinkten, Nordkurier-Artikels lässt Düsteres ahnen: "Die CDU gibt jetzt den Ton an"!

*Update*
Die Nazis von mupinfo selber bezeichnen die Wählergemeinschaft als NPD-nah.

**Zum Kommentar unter diesem Post: Ich kann, aus welchen Gründen auch immer, keine Kommentare beantworten, bzw welche schreiben. Zur dortigen Frage: Es steht doch überall, dass wir einen Sitz in der BS und einen im KT bekommen haben. Für die kurze Zeit, die die Liste besteht, ist das okay und wir sind zufrieden. Interessant dürften noch die Stimmen der KandidatInnen aus den einzelnen Wahlbezirken und -bereichen sein. Diese werden, wenn ich richtig informiert bin, erst nach den Sitzungen der Wahlausschüsse veröffentlicht.